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Unterlassung später noch gutzumachen. Eine sehr gute derartige Ab¬
zugsvorrichtung besteht aus einem Steinzeugrohre von etwa 10 cm
lichter Weite, das an der Tischfläche beginnt, unter dem Fußboden
rechtwinklig abgebogen ist und sodann in eine in der Stirnwand auf¬
steigende Esse führt. In dieser Esse wird ein Gasbrenner (am besten
ein guter, stark gefirnißter Bunsenbrenner) angebracht. Das Tischende
des Steinzeugrohres wird für gewöhnlich mit einer kreisrunden Platte
abgeschlossen, die so eingepäßt ist, daß sie eine kongruente Aus¬
nehmung der Tischplatte vollkommen ausfüllt. Diese Abschlußplatte
soll mit einem Absperrschlosse versehen sein, um zu verhindern, daß
mutwilligerweise etwas hineingeworfen wird. Zur Abzugsvorrichtung
gehört ferner ein kleiner Glaskasten ohne Boden von etwa 50 cm Breite,
50 cm Höhe und 30 cm Tiefe. Dieser Glaskasten ist nach Art der Schutz¬
kästen an chemischen Waagen konstruiert *), besitzt also an einer seiner
größten Seitenflächen zwei kleine Glastüren, während die gegenüber¬
liegende Fläche mit einer einzigen Tafel verglast ist. Beim Experi¬
mentieren wird die letztere Seite den Schülern zugekehrt, während
der Lehrer die mit den Glastüren versehene Seite vor sich hat. An der
Glastafel, die die Decke bildet, sind die Ecken abgeschnitten, so daß
der Kasten oben vier Lufteinströmungsöffnungen besitzt. Will man
diese Abzugsvorrichtung benützen, so zündet man etwa eine halbe
Stunde vor der Benützung die Ventilationsflamme an und stellt den
Glaskasten über die geöffnete Rohröffnung auf die Tischplatte. V ill
man nun beispielsweise Antimonpulver in Chlorgas verbrennen, so
stellt man den mit Chlorgas gefüllten Zylinder, der mit einer Glas¬
platte bedeckt ist, in den Kasten, zieht die Platte weg, streut das Anti¬
monpulver ein und verschließt sofort die Glastüren des Kastens. Eine
gut hergestellte derartige Abzugs Vorrichtung wirkt dabei so gut, daß
keine Spur von den Verbrennungsgasen nach außen kommt. Man kann
ein haselnußgroßes Stück Phosphor in dem Kasten abbrennen lassen,
ohne daß Rauch in die Zimmerluft dringt. Wir ziehen eine solche Ein¬
richtung, die sich auf die mannigfaltigste Art verwenden läßt und neben¬
bei selbst ein sehr schönes Lehrmittel für die Besprechung von Ent¬
lüftungsvorrichtungen ist, im Unterrichte jedem chemischen
Herde unbedingt v o r, da der Schüler alle Vorgänge in viel
besserem Lichte und aus geringerer Entfernung beobachten kann als
in einem chemischen Herde, der zumeist an der Stirnwand des Zimmers
angebracht ist, viel Raum wegnimmt und dabei unverhältnismäßig mehr
kostet als die besprochene einfache Abzugsvorrichtung; auch zur ge¬
legentlichen Aufstellung kleiner Batterien (Bimsen- und Grove-Ele-
mente, die Stickstoffdioxyd ausstoßen) erscheint der Abzugskasten sein-
bequem.
*) Der Verfasser verwendete durch viele Jahre tatsächlich einen aus¬
gemusterten Waagekasten.