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Weingeistlampe, Kugel und Hing (zweiter engerer Ring zum Gegen¬
cer such.). Thermome.trisches Gefäß mit Petroleum; ein Becherglas mit
warmem und eines mit kaltem Wasser. Glas mit gefärbtem Wasser; leeres
therrnometrisches Gefäß (Retorte), Retortenhälter. Luftthermoskop. Zünd¬
hölzer.
Für die Unterstufe wird mit hinlänglicher Genauigkeit nach Mach der
Ausdehnungskoeffizient der Luft durch folgenden sehr einfachen Versuch be¬
stimmt *). Ein mit Luft gefüllter Kolben von ]/2 l Inhalt wird mit Kork und
Gasabströmungsrohr versehen. Das letztere leitet man in eine mit Wasser
gefüllte Schale. Den Kolben klemmt man mit einer Bunsenstativklammer fest
und taucht ihn in ein Blechtöpfchen mit Wasser, das bis zum Sieden erhitzt
wird. Die Ausdehnung der Luft wird durch reichliches Ausströmen von Luft¬
blasen wahrgenommen; hört dieses auf, so hat der Kolbeninhalt die Siede¬
temperatur des Wassers angenommen. Nun ersetzt man rasch den Kork mit
der Gasabströmungsröhre durch einen gut schließenden Kautschukstöpsel und
öffnet den Kolben unter möglichst kaltem Wasser; ein guter, ziemlich dünn¬
wandiger Kolben hält alle derartigen Temperaturunterschiede ganz gut aus.
Es dringt nun eine gewisse Wassermenge ein, die sich durch Messung mit einer
Mensur als ein Viertel des Kolbeninhaltes ergibt; die übrigen drei Viertel
würden sich durch Erwärmung bis zur Siedehitze des Wassers genau um ein
Viertel des Kolbeninhaltes, also um ein Drittel des Anfangsvolumens aus¬
dehnen. Dem würde also ein Ausdehnungskoeffizient von ’/soo (statt J/273)
entsprechen **). Eine genauere Bestimmung bleibt der Oberstufe Vorbehalten.
Als ein empfindliches Thermoskop***) bewährte sich das
folgende sehr gut. Das Ansatzrohr der dünnwandigen Kugel (Abb. 112)
steht normal auf der längeren Röhre
MN (starkwandige enge Barometer¬
röhre). Bei M ist ein verläßlicher Glas¬
hahn angebracht; hinter dem längeren
Rohrteil ist ein Streifen weißen Kar¬
tons mit einem Zeiger aus Schablonen¬
blech befestigt. Alan taucht bei ge¬
öffnetem Hahne das Ende A in ein Gläschen mit lichtrot gefärbtem Weingeist
(Fuchsin); ist ein Flüssigkeitsfaden von einigen Zentimetern Länge ein¬
gedrungen (wenn nötig durch Saugen bei M nachhelfen), so schließt
man den Hahn und klemmt den Apparat bei A in einen Retortenhälter
so ein, daß M N waagrecht liegt. Durch öffnen des Hahnes und ganz
geringes Neigen von M N läßt man den Flüssigkeitsindex an eine be¬
liebige Stelle der Röhre gleiten und hält ihn durch Absperren des Hahnes
daselbst fest. Die Bewegung des Index wird zunächst durch abwech¬
selndes Berühren der Kugel mit dem Finger und durch Berühren mit
Abb. 112. Thermoskop.
*) Vgl. auch Rebenstorff, Physik. Experimentierbuch, I., S. 134.
**) In dieser Form kann der Versuch natürlich nur als ein ganz rohes An¬
näherungsverfahren gelten (vgl. u. a. die von H. Rebenstorf! in P. Z., XXV.,
8. 34, gegebene kritische Untersuchung des Experimentes).
***) Bezugsquelle: Karl Woytaöek, Wien (S. 69), Preis etwa 5 S.
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