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Kupferdrahte steckt in waagrechter Lage eine kräftig magnetisierte
Stricknadel (Abb. 156). Die Hülse hängt an einem Faden von Lametta
(Christbaumhaar, S. 237), der sich unterhalb der Hülse nach abwärts
verlängert und am unteren Ende eine etwas schwere Bleikugel trägt.
Der Faden ist an einem Retortenhälter aufgehängt und wird so auf¬
gestellt, daß sich sowohl der von den Sonnenstrahlen erzeugte Schatten
des Aufhängefadens als auch jener der Nadel auf einem waagrecht (auf
dem Tisch) aufgelegten Bogen weißen Papieres abheben kann. Im Augen¬
blicke der Sonnenkulmination bilden die beiden Schatten miteinander
begreiflicherweise den Deklinationswinkel, dessen Größe mit dem Trans¬
porteur sogar annähernd gemessen werden kann. Begnügt man sich mit
einem beiläufigen Ergebnisse, so genügt es, den Versuch um 12 Uhr
mittags anzustellen. Der Augenblick des wahren Mittags kann aus der
folgenden Tabelle ersehen werden; diese gibt ihn für den 1., 10. und
20. jeden Monates in Stunden und Minuten an.
Jänner
Februar
März
April
Mai
Juni
1.
12.3
12.14
12.13
12.4
11.57
11.57
10.
12.8
12.14
12.11
12.1
11.50
11.59
20.
12.11
12.14
12.08
11.59
11.56
12.1
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
1.
12.3
12.6
12.0
11.50
11.44
11.49
10.
12.5
12.5
11.57
11.47
11.44
11.53
20.
12.0
12.3
11.53
11.45
11.46
11.58
Der
Versuch
kann, wenn die Fenster des Lehrsaales
nach Süden
gehen und um die Mittagsstunde Sonnenlicht hereinfällt, im Saale
selbst angestellt werden; andernfalls wird man allerdings im Freien
experimentieren müssen. — Statt den Versuch in der obigen Weise
anzustellen, kann man auch in der Mitte eines mit weißem Papiere
bespannten Zeichenbrettes eine Stricknadel, deren oberes Ende scharf
zugespitzt wurde, in lotrechter Lage befestigen und auf ihre Spitze
eine etwas längere Deklinationsnadel auflegen. Der Schatten der lot¬
rechten Stricknadel gibt im Augenblicke des wahren Mittags die
Mittagslinie an.
Deklmationsnadel, für den vorgeschriebenen Versuch zugerichtet; ein mit
weißem Papier bespanntes Zeichenbrett; Transporteur; Kompaß zum Vorzeigen.
Zum Nachweise der magnetischen Inklination genügt
die bekannte, in einer Schere spielende Inklinationsnadel, die an einem
Kokonfaden auf gehängt wird. Wenn vorhanden, kann man auch ein
Inklinatorium vorzeigen. Stellt man die Drehungsebene seiner Nadel
senkrecht auf den magnetischen Meridian, so steht die Inklinations¬
nadel lotrecht *).
--Inklinationsnadel; hölzerner Retortenhälter.
*) Zur Veranschaulichung der magnetischen Inklination hat der Verfasser
einen Apparat konstruiert, welcher in P. Z., IX., S. 133, abgebildet und beschrie¬
ben ist. — Wir kommen auf diesen sowie auf ähnliche Apparate im II. Bande
nochmals zurück.