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71. Die Erde als Magnet. Man verschafft sich eine Stange aus
weichem Eisen von mindestens 40 cm Länge, die durch Ausglühen
vollkommen unmagnetisch gemacht wird :i!). Diese Stange ist in der
Lehrmittelsammlung immer senkrecht zum magnetischen Meridian auf
eine waagrechte Unterlage zu legen, da sie sonst mit der Zeit durch
den Erdmagnetismus, wenn auch schwach, so doch dauernd magnetisch
wird. Für den Versuch stellt man eine ziemlich kurze Deklinations¬
nadel auf den Tisch und nähert die waag-recht und dabei normal zum
magnetischen Meridian (in der sogenannten ersten Hauptlage)
gehaltene Eisenstange nacheinander mit ihren beiden Enden den
beiden Polen der Deklinationsnadel, um zu zeigen, daß die Stange
unmagnetisch ist. Sodann drehe man die Stange in die Richtung der
ruhenden Inklinationsnadel und nähere ihr unteres Ende, von oben
kommend, dem Nordpole der Deklinationsnadel; dieser wird abgestoßen.
Dreht man die Stange um 180°, so erweist sich das untere Ende
wieder als Nordpol **). — Auffallend verstärkt wird diese Wirkung,
wenn man den Stab in der Richtung der Inklinationsnadel hält und
auf eines seiner beiden Enden in der Richtung der Stabachse mehrere
kräftige Hammerschläge führt. Nähert man ihn jetzt der Nadel, so
weicht sie kräftig aus. Freilich wird dadurch der Eisenstab dauernd
magnetisch. Kehrt man ihn aber um 180° um und hämmert ihn abermals,
so wechselt, was auf die Schüler großen Eindruck macht, sogleich
auch die Polarität! Durch ausgiebiges Hämmern in der ersten Ilaupt-
lage kann die Stange unmagnetisch gemacht werden. Jedenfalls haben
auch diese Versuche zur Erklärung der magnetischen Polarität fleißig
gebrauchter Schlosserwerkzeuge ihre volle Berechtigung im Unter¬
richte. — Ein astatisches Nadel paar erzeugt man, indem man
eine Stricknadel in der Mitte etwas einfeilt, diese
magnetisiert und dann in der Mitte abbricht. Die
beiden erhaltenen Magnetnadeln werden dann, wie
Ahb. 157 andeutet, durch einen recht weichen Kupfer¬
draht verbunden und dieser mittels eines ungedrehten
Seidenfadens an einem Retortenhälter aufgehängt. Die Abb. 157. Modell eines
Polarität der beiden Nadeln kann in der in Ahb. 149 astatischen Nadel-
dargestellten Weise weithin sichtbar gemacht werden. paaros’
Den geringen richtenden Einfluß des Erdmagnetismus auf eine solche
Nadel ***) zeigt man am besten durch Zählen der Schwingungen
*) Die Eisenstäbe aus dem Turnsaal genügen meist auch für diesen Versuch.
**) Einen hiehergehörigen Versuch findet man von A. G als t er er in P. Z.,
XXIII., S. 383, mitgeteilt.
***) Eine schwache Direktionskraft besitzt ein astatisches Nadelpaar aus
den bekannten Ursachen immer noch. — Eine interessante Form des astatischen
Nadelpaares beschreibt A. H e m p e 1 in P. Z., I., S. 165; sie ist durch zwei
U-förmige Magnete gebildet, die mit den Krümmungen aneinandergesetzt sind.
Man kann sich eine solche leicht aus kleinen Hufeisenmagneten, wie sie als
Spielzeug erhältlich sind, herstellen.