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während einer Minute, worauf man die eine der beiden Nadeln heraus¬
zieht, sie um 180° umdreht und wieder in die Drahthülse steckt (oder
einfach die untere Nadel, was ja die Weichheit des Drahtes ohne weiters
gestattet, gegen die obere um 180° verdreht) und abermals die Schwin¬
gungen während einer Minute zählt *).
Längerer Stab aas weichem Eisen; kleine Deklinationsnadel; asta¬
tisches Nadelpaar; Hammer.
Man wird häufig in die Lage kommen, Deklinatione- oder Inklinations¬
nadeln, deren Magnetismus ganz oder teilweise verloren ging oder die gerade¬
zu ummagnetisiert wurden, neu magnetisieren zu müssen. Damit dabei das
Hütchen (die eingesetzte Stahlachse) nicht im Wege ist, bohrt man sich zu
diesem Zwecke ein für allemal in ein Brettchen ein entsprechend weites und
tiefes Loch. Beim Magnetisieren legt man dann die Nadel mit der Oberseite
nach unten derartig auf das Brettchen, daß das Hütchen in die gebohrte Ver¬
tiefung zu liegen kommt, und magnetisiert nach der bekannten Methode des
einfachen Striches.
VII. Von der Elektrizität.
a) Erscheinungen der r u h enden (statische n) Eie k-
t r i z i t ä t.
72. Grunderscheinungen **). Vorbe m erku n g e n. Alle Ver¬
suche der Spannungs- (Reibungs-) Elektrizität setzen — wie all¬
bekannt — trockene Luft und gute Isolierung voraus. Feuchte Luft
macht insofern die sonst verläßlichsten Isolatoren unbrauchbar, als
deren Oberfläche sich mit einer leitenden Wasserhaut überzieht. (Am
wenigstens leiden darunter Paraffin, Schwefel, Schellack und Bern¬
stein.) Die Versuche gelingen daher am besten in einem gut geheizten
Zimmer und in einer der ersten Unterrichtsstunden. Alle zur Ver-
*) Man kann auch die beiden Nadeln untereinander durch einen kleinen
Kork hindurchstecken und letzteren mittels eines kleinen Häkchens an einem
Kokonfaden aufhängen.
**) Der Verfasser kann an dieser Stelle eine Bemerkung nicht unter¬
drücken. Sie betrifft den von gewissen Seiten im Laufe der letzteren
Zeit erhobenen Feldzug gegen das ganze Kapitel der statischen Elektrizität.
Man erklärt ihre Behandlung im Unterrichte als zwecklos und unbegründet,
man verlangt, daß, statt darauf Zeit zu verwenden, in der Schule — u. zw.
schon in der Volks- und Bürgerschule —- alles mögliche aus der Elektrotechnik
in die Köpfe der Jugend hineingepfropft werde, daß man von Telegraph und
elektrischer Straßenbahn den Ausgangspunkt für das ganze Kapitel nehme
u. dgl. mehr. Selbstverständlich gehen solche Ideen nur von Nichtfachleuten
oder von Fachlehrern aus, deren wissenschaftliche wie methodische Ausbildung
mindestens noch ergänzungsfähig ist. Wie man die zur Erklärung der
Erscheinungen der strömenden Elektrizität unumgänglich notwend i-
gen Grundbegriffe ohne das gewissen Experimentatoren freilich wenig
sympathische Kapitel der statischen Elektrizität gewinnen soll, ist dem Ver¬
fasser trotz mehr als vierzigjähriger eifriger Lehrarbeit zurzeit noch völlig
unergründlich. (Vgl. auch die beiden Aufsätze des Verfassers: „Zur Strömung
der Elektrizität in Halbleitern“, P. Z., XXXI., S. 173—177, und „Zum Unterricht
in der Elektrizitätslehre“, P. Z., XXXVI., S. 145—150.)