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bisweilen hört man den Ton aber nur, wenn man die Gabel aufhebt und
das Ohr an die Kästchenöffnung bringt. Es ist daher vorzuziehen, daß
man das Schwingen der zweiten Gabel sichtbar macht, indem man
ein Glaspendel (vgl. S. 360) derart aufhängt, daß seine Kugel sich an die
ruhende Zinke verläßlich anlehnt. Die Abstoßung erfolgt besonders
kräftig, wenn man den Kasten der tönenden Gabel dem anderen —
Öffnung gegen Öffnung — fast bis zur Berührung annähert. Vertieft
man den Ton einer Gabel gegen die andere, indem man auf jede ihrer
Gabelzinken ein Stückchen Klebewachs anklebt, so gelingt der Ver¬
such nicht mehr. Statt Wachs auf jede Zinke zu kleben, kann man
auch auf jede ein Stückchen Kautschukschlauch aufschieben (nach
Dr. F. C. G. Müller). Die verstimmten Gabeln geben Schwebungen.
Statt ein Glaspendel an eine Zinke der mitschwingenden Gabel an-
zulelmen, kann man auch auf die Zinken der lotrecht stehenden Gabel
kleine Holundermarkkügelchen legen, die ruhig liegen bleiben, wenn die
Gabeln verstimmt sind, dagegen bei gleicher Stimmung sofort hinab¬
fallen.
Stimmgabel; Resonanzkästchen; Monochord; Papierreiterchen-, zwei
gleichgestimmte Stimmgabeln auf Resonanzkasten mit Klöppel zum An¬
schlägen; ein Stück Wachs.
Den Zweck des Resonanzkastens der Saiteninstrumente er¬
läutert wohl am einfachsten folgender Freihandversuch. Wir fassen einen
Gummifaden mit je einem Ende zwischen Daumen und Zeigefinger unserer
beiden Hände, spannen ihn in der Luft entsprechend an und zupfen ihn mit
dem Ringfinger der einen Hand. Trotz sichtbarer Schwingungen hört man
kaum einen Ton. Bringen wir aber, ohne an der Spannung etwas zu ändern,
den Faden in eine solche Lage, daß er nahe dem einen Ende auf der einen
Kante des Tisches aufruht, so hört man bei erneutem Zupfen den Ton ganz
laut im ganzen Zimmer. Von der einen Auflagerungsstelle aus übertragen sich
die Schwingungen hinlänglich auf die Tischplatte, um diese in ein Mitschwingen
zu versetzen.
Bekannt ist auch folgender Versuch: Ein hinlänglich hoher Glaszylinder
(Aräometerzylinder, Gasauffangzylinder usw.) wird auf den Tisch gestellt und
eine tönende Stimmgabel (ohne Resonanzkasten) über die Öffnung gehalten,
während man gleichzeitig recht allmählich und leise Wasser in den Zylinder
eingießt. Statt eines Aräometerzylinders, Gasauffangzylinders usw.,
der durch Wasser auf einen gewissen Stimmgabelton abgestimmt
wird, kann man weit besser — nach H. Rehen stör ff — auch einen überall
gleichweiten Lampenzylinder verwenden. Man senkt ihn, während man die
tönende Stimmgabel darüber hält, bis zum lautesten Mittönen in Wasser ein,
das sich in einem tieferen Gefäß befindet. Will man die Länge der Luftsäule
für einige Zeit bestehen lassen, so spannt man den Zylinder in eine ent¬
sprechend weite Stativklammer ein. Oder man schließt die beiderseits offene
Röhre des Resonators unten durch einen Kork ab, durch den eine kurze Glas¬
röhre hindurchgeht, die durch einen entsprechend langen Gummischlauch mit
einem Wasser enthaltenden Trichter oder einer Flasche mit Bodentubulierung