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wird der Schwefel dickflüssig und dunkelbraun. 4. Bei noch weiter fort¬
gesetztem Erhitzen wird der Schwefel wieder dünnflüssig und beweg¬
lich. 5. Man nimmt nun die Klammer des Retortenhalters mit der Probe¬
röhre vom Ständer, gießt den größten Teil des Schwefels langsam in
einem dünnen Strahle in ein Glas mit kaltem Wasser, wobei man fort¬
während mit einem Glasstabe umrührt. Man erhält ein verworrenes
Netz aus lauter dünnen, elastischen Fäden von plastischem Schwefel.
Man beläßt das Produkt in der Klasse, um den Schülern zu zeigen, daß
die Masse nach einigen Tagen wieder fest und schwefelgelb wird. G. Der
in der Proberöhre verbliebene Rest wird nochmals stark erhitzt, bis
er zum Sieden kommt und sich dunkelbraunrote Schwefeldämpfe bilden.
Wird dabei die Röhre in der ganzen Länge erhitzt, so dringen auch
Schwefeldämpfe an die Luft; sie verändern .aber dann sofort ihr Aus¬
sehen, indem sie in gelbliche Wölkchen von Schwefelblumen über¬
gehen *). — Rhombische Schwefelkristalle aus einer Lösung in Schwefel¬
kohlenstoff erzeugt man vor der Stunde und zeigt sie in einem kleinen
zenem Schwefel gefüllt ist. Man bemühe sich dabei, den Tiegel nicht hoher als
nötig zu erhitzen, um zu verhüten, daß der Schwefel dickflüssig wird. Sollte der
Schwefel brennend werden, so bedecke man den Tiegel mit einem gut schließen¬
den Deckel. Ist aller Schwefel geschmolzen, so stelle man ihn in ein Sandbad
und bedecke den Tiegel; von Zeit zu Zeit sehe man nach, ob der Schwefel an
der Oberfläche bereits eine Decke zeigt. Wenn der Tiegel so weit erkaltet ist,
daß ein außen an ihn gehaltenes Schwefelstückchen nicht mehr erweicht wird,
so schneide man mit dem Messer in die Schwefeldecke eine Öffnung oder durch¬
stoße die Decke mit einem heißen Glasstabe, fasse den Tiegel mit der Zange
und drehe ihn über einer mit Wasser gefüllten Schale um, damit der noch
flüssige Schwefel möglichst vollkommen ausfließt. Nach dem vollständigen Er¬
kalten entfernt man die feste Schwefeldecke vorsichtig mit dem Messer und
findet den Tiegel mit schönen honiggelben Kristallnadeln von klinorhombischem
Schwefel ausgekleidet. Es genügt übrigens auch (wenn man den richtigen Augen¬
blick des Erstarrens wahrnimmt, der eintritt, wenn sich am Rande der Oberfläche
ein Streifen von erstarrtem Schwefel von A—1 cm Breite zeigt), den noch
flüssigen Tiegelinhalt einfach in ein passendes Gefäß oder auf eine feuerfeste
Unterlage auszuleeren. An den Wänden und auf dem Boden des Tiegels zeigen
sich gleichfalls schöne honiggelbe Nadeln in großer Menge. B. Bätsch ka
empfiehlt für diesen Versuch die Verwendung eines dünnwandigen Porzellan¬
tiegels von mittlerer Größe (50—80 cm3). Nach einigen Stunden oder Tagen
nehmen sie schwefelgelbe Farbe an (Übergang in die rhombische Modifikation
bei gleichzeitiger Beibehaltung der äußeren Prismenform). Die Herstellung dieses
Präparates erfordert so viel Zeit und Sorgfalt, daß man diese Arbeit am besten
wohl nur außer dem Unterrichte vornehmen kann und sich daher auf die Schil¬
derung des Verfahrens und das Vorzeigen des fertigen Präparates beschränkt —
Auch in einer größeren Porzellanschale kann das Schmelzen des Schwefels vor¬
genommen werden; hier kann man leicht den Moment beobachten, wo das
Erstarren (an der Schalenwand) beginnt, worauf man sofort den noch flüssigen
Teil ausgießt. Der geschmolzene und erstarrte Schwefel haftet unmittelbar nach
dem Versuche sehr fest am Porzellan; nach einigen Tagen ist er spröder ge¬
worden und springt nun durch geringe Nachhilfe mit einem harten Gegenstand
(Messer oder dgl.) sehr leicht ab.
*) Da ein Zerspringen der Röhre unvorhergesehenerweise eintreten könnte,
stelle man bei der ganzen Versuchsreihe einen größeren Porzellanteller unter. —
Sollte sich der aus der Röhre entweichende Schwefeldampf entzünden, so bedecke
man die Röhrenöffnung sofort mit einem kleinen Brettchen oder dgl.