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Dieselbe Reaktion zeigt man mit käuflicher Schwefelsäure. — Die D a r-
stellung der rauchenden Schwefelsäure erläutert hin¬
länglich der folgende Versuch: In eine Proberöhre bringt man bei a
(Abb. 336) etwas an der Luft vollkommen verwitterten Eisenvitriol;
bei b ist ein zickzaekförmig gebrochener Streifen blauen Lackmus-
papieres eingeschoben; die untere Proberöhre enthält bei c etwas
Bariumchloridlösung. Beide Proberöhren werden durch Retortenhalter
in der in Abb. 336 angedeuteten Lage festgehalten. Man erwärmt nun
zuerst gelinde, dann immer stärker bei a; es entweicht zunächst Kristall¬
wasser; dann folgen weiße Dämpfe, die den Lackmuspapierstreifen röten.
Nun zieht man diesen heraus; nach einiger Zeit fließen einige Tropfen
wässeriger Flüssigkeit in die Bariumchloridlösung, die sich beim Uin-
schütteln sofort trübt. Der Rückstand in der Proberöhre a b ist rot¬
braun (rotes Eisenoxyd). — Die saure Reaktion der englischen Schwefel¬
säure zeige man mit einem Bechergläschen, das verdünnte Lackmus¬
tinktur enthält. — Ein Ilolzspan, den man einen Augenblick in konzen¬
trierte Schwefelsäure taucht, wird oberflächlich schwarz (wird verkohlt).
Die wasserentziehende Wirkung der rauchenden Säure zeigt auch
folgender Versuch: Vor der Stunde hat man einen Bogen Filtrierpapier
in einer stark verdünnten Lösung von Kobaltchlorür getränkt; das ge¬
trocknete Papier wird in Streifen zerschnitten aufbewahrt (Kobalt¬
reagenzpapier). Hält man einen solchen Streifen über eine
Flamme, an einen Ofen usw., so entweicht das Kristallwasser und der
Streifen wird blau *) (Farbenänderung bei Entzug des Kristallwassers,
vgl. S. 471). Hat man diesen Versuch vorausgeschickt, so bringe man in
einen kleinen Glaszylinder (Abb. 337) etwas rauchende Schwefelsäure
und schließe denselben mit einem Korke, der an einem
Drahthaken ein Stück Kobaltreagenzpapier trägt. Nach
Verlauf von 10 bis 20 Minuten wird der Streifen blau.
— Um die Wärme beim Mischen von Wasser mit
Schwefelsäure zu zeigen, stelle man in ein Bechergläs¬
chen mit etwas kaltem Wasser ein Ätherthermoskop
(S. 194, Abb. lila, b)l gieße etwas Schwefelsäure zu
und rühre um. Der aus der Spitze ausströmende Äther¬
dampf läßt sich entzünden und brennt mit langer Flamme.
1 £Abb. 331. Wasscr-
Reat/enzgläser; Bariumchloridlösung; Salpetersäure entziehende
(gewöhnliche und rauchende); größerer Kolben mit Korb, Gehenden1'
in welchem ein Verbrennungslöffel (für Schwefel) steckt; Schwefelsäure.
Spritzflasche-, verwitterter Eisenvitriol-, blaues Lackmus¬
papier-, zwei Retortenhalter-, Weingeist lampe (Bunsenbrenner)-, Zünd¬
hölzer-, Kobaltreagenzpapier-, kleiner Zylinder, nach Abb. 337 vor-
*) Derartiges Papier und ähnlich präparierte Stoffe werden bei den J> aro-
meterblumen verwendet. (Vgl. auch S. 228.)