Full text: Experimentierbuch für den Unterricht in der Naturlehre (1)

tylens im Vergleiche zu Leuchtgas kennen, da jenes noch dann eine Leucht¬ 
kraft entwickelt, wenn es mit einer Menge Luft gemischt ist, die eine Leucht¬ 
gasflamme zum völligen Entleuchten bringt. Bei diesem Versuche kann auch 
auf die Bedeutung des Azetylens zum Karburieren des Leuchtgases liin- 
gewiesen werden. — Besitzt man einen Kipp sehen Apparat, so kann die Dar¬ 
stellung des Azetylens wohl am einfachsten geschehen, wenn man nach Pro¬ 
fessor M. Rosen fei d (P. Z., XI., S. 271) in die Tubulierung II (S. 464. 
Abb. 328), wie Abb. 351 andeutet, einen Trichter mit Glashahn (Scheide¬ 
trichter) und das gleichfalls mit Glashahn versehene Ableitungsrohr einsetzt. 
Der Trichter ist mit Wasser gefüllt; die untere Kugel enthält nur- so viel 
Wasser, daß es das in der mittleren Kugel befindliche Karbid nicht erreicht. 
Nun wird zuerst Hahn 2, dann 1 geöffnet und letzterer bald wieder ge¬ 
schlossen. Das sich entwickelnde Azetylen vertreibt die Luft aus der mittleren 
Kugel; ist dies sicher vollständig geschehen .(Versuche mit Proberöhre wie 
oben!), so schließt man den Hahn 2\ das sich sammelnde Azetylen drängt das 
Wasser in die obere Kugel, der Apparat gleicht nun einem kleinen Gasometer, 
dessen Vorrat an Azetylen nach jedem Versuche in derselben Weise erneuert 
wird. — Noch einfacher und auch genügend ist die Anwendung einer nach 
Abb. 352 hergerichteten kleinen Gasentwicklungsflasche, die mit etwas Kalzium¬ 
karbid beschickt wird und in die Wasser aus einem kleinen Scheidetrichter 
auch sonst häufig brauchbar, Preis etwa 15—2 M. — eintropft. Nach der 
vollständigen Austreibung der Luft entzündet man das Gas unmittelbar an 
der engen Brennerröhre (vgl. S. 467, unten). Eine sehr sinnreiche Zusammen¬ 
stellung zur Azetylenentwicklung hat H. Rebenstorff in P. Z., XX\ III., 
S. 32, beschrieben, 
Die hier mitgeteilten Versuche mit Azetylen wird man im 
Unterrichte am besten als Abschluß des Kapitels über die 
Verbrennung (Absclin. 156) vorführen, da sie bereits das Ver¬ 
ständnis des Bunsenbrenners erfordern. 
155. Leuchtgas. Man wird hier zunächst den im Abschn. 151, S. 496, 
Abb. 347, ausführlich besprochenen Versuch über die trockene Destil¬ 
lation des Holzes wiederholen und die saure Reaktion des wässerigen 
Destillationsproduktes durch Eingießen in ein Reagenzgläschen, das 
violette Lackmustinktur enthält, nachweisen. — Sodann wiederholt man 
den Versuch mit guter Steinkohle statt des Holzes. Diese wird in erbsen¬ 
großen Stückchen verwendet. Der Apparat wird so, wie a. a. 0. be¬ 
schrieben ist, vorbereitet, nur biegt man das Glasröhrchen, welches die 
Proberöhre und das U-Rohr verbindet, unter einem Winkel von etwa 60°. 
Das wässerige Destillationsprodukt wird in diesem Falle wohl meist 
alkalisch reagieren; man zeigt dies wieder, indem man die wässerige 
Flüssigkeit in eine Proberöhre gießt und etwas rote Lackmustinktur zu¬ 
fügt. Es können aber — je nach der Natur der verwendeten Kohle - 
auch andere Destillationsprodukte die Reaktion beeinträchtigen. 
Apparat für die trockene Destillation des Holzes (S. 496, Abb. 347), 
desgleichen für Steinkohle; Weingeistlampe (Bunsenbrenner)-, Lackmus¬ 
tinktur-, verdünnte Essigsäure (zum llotfärben der Lackmustinktur)-, 
Proberöhren; Zündhölzer.
	        
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