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zogen wird, und wenn er anderseits aus dem Experimente eine Kette
logisch richtiger Schlüsse entwickeln muß, demnach zu korrekter
Denkarbeit angeleitet wird. Die Erreichung aller dieser Ziele ist
keine leichte Arbeit und inan kann ohne weiteres sagen, daß die Kunst,
gut zu experimentieren und das Experiment gut auszunützen, kein ge¬
ringes Maß von pädagogischem Geschicke verlangt. Im vorliegenden
Buche soll nur der erste Teil der Aufgabe des Experimentators, näm¬
lich die Technik des Experimentes, eingehende Behandlung
finden, während der zweite Teil den Schriften über die spezielle Metho¬
dik der Naturlehre zufällt, unter denen obenan die „Didaktik des
physikalischen Unterrichtes“ von weil. Geh. Studienrat
Prof. Dr. Friedrich P o s k e (Teubner) steht, ein glänzend g e-
schriebenesBuch, das für jeden für sein Fach begeisterten Lehrer
der Physik ein treuer, verläßlicher und daher unent¬
behrlicher Ratgeber sein wird.
Zunächst muß von einem guten Schulexperimente gefordert werden,
daß es hinlänglich einfach sein muß, um die beabsichtigte Ab¬
leitung des Naturgesetzes ohne Schwierigkeit zu gestatten. Unnützes
Beiwerk ist daher zu vermeiden, die Aufmerksamkeit der Schüler darf
durch nichts auf unrichtige Wege geleitet werden. Selbstverständlich
ist es, daß durch den Versuch keinerlei Gefahr für Zöglinge und
Lehrer herbeigeführt werden darf. Dies gilt insbesondere von der Chemie,
wo Versuche, bei denen gefährliche Explosionen oder giftige Gase auf-
treten, entweder ganz auszuschließen oder nur unter Beobachtung aller
Vorsichtsmaßregeln anzustellen sind *).
Werden für eine und dieselbe Tatsache m ehre r e
Experimente vorgeführt, so müssen sie, um nach dem Unterrichts¬
grundsatze vom Bekannten zum Unbekannten, vom Einfachen zum
Zusammengesetzten aufzusteigen, entsprechend geordnet werden.
Kann man mehrere Versuche für ein und dasselbe Gesetz vorführen,
so ist dies entschieden von Vorteil; besonders lehrreich ist es, dem
Schüler bei Wiederholungen Abänderungen des Versuches vorzuführen.
Diese werden dann gleichsam zu Übungsspielen, die zur Festigung des
Gelernten dienen. Ebenso nützlich, als sich dies erweist, ebenso v e r-
fehltwäreesaber, denAnfängermiteinerÜberfüllo
von verschiedenarti.genVersuchen zu überhäufen,
die nur verwirrend wirken müßten. Niemals darf
das Experiment eine bloße Schaustellung ohne
wohl durchdachten und begründeten Zweck wer¬
den! (Vgl. V., S. V.)
Vielfach wird in der entschiedensten Weise gegen Versuche Front ge¬
macht, welche zu den „physikalischenSpielereien“ gehören.
*) Vgl. u. a. Abschn. 137.