Zweige der Erziehung, nahezu ihnen allein anheimgegeben ist. Ich
wünschte in ihnen die Überzeugung wachrufen zu können, daß es ein
Mißgriff sei, der Anschaffung kostspieliger Apparate ihr Augenmerk zu¬
zuwenden. Ihr Hauptbestreben soll dahin gerichtet sein, Liebe zu natur¬
wissenschaftlichen Studien in der Jugend zu erwecken. Dies wird jedoch
am sichersten dadurch erzielt, daß man derselben alle wichtigeren Er¬
scheinungen und Gesetze mittels der allereinfachsten Vorrichtungen vor
die Augen führt und ihr gleichzeitig das Selbstexperimentieren er¬
möglicht. Durch das Erdenken der allereinfachsten Hilfsmittel hiezu er¬
langt zugleich der Lehrer selbst eine Sicherheit und Herrschaft über
seinen Gegenstand, die er sich auf andere Weise nie anzueignen im¬
stande ist.“ Wenn ein Meister der elegantesten Experimentierkunst wie
John Ty ndall solches sagt, muß man unbedingt Glauben schenken.
Allerdings ist nicht jedermann ein so geschickter und erfindungsreicher
Experimentator, wie es T y n d a 11 war, jeder aber vermag in gewissen
Grenzen Entsprechendes zu leisten. Bei dem gegenwärtigen Stande der
Experimentaltechnik ist es sozusagen unerläßlich, daß der Lehrer sich
eine gewisse Übung in allen Kunstgriffen erwirbt, die zur Selbstanferti¬
gung und Zusammenstellung einfacher Schulapparate anzuwenden sind.
Wir erinnern hier an Jas bereits früher (S. 47) Gesagte und führen zu
seiner Bekräftigung einen Ausspruch einer Autorität ersten Ranges auf
diesem Gebiete, nämlich Dr. J. F r i c k s, an. Dieser sagt in der Vor¬
rede zu seiner berühmten „Physikalischen Technik“ unter anderem fol¬
gendes: „ ... Übrigens kann man mit Hilfe gewandter Arbeiter sehr
vieles machen lassen, wenn man sich nur das Nachsehen nicht verdrießen
läßt. .. Das Geld, welches man auf diese Weise erspart, kann dann auf
Anschaffung kostbarer, zum Selbstmachen durchaus nicht geeigneter
Apparate verwendet werden und man ist so imstande, mit wenigen
Mitteln mehr zu leisten... Wahr ist es, beim Selbstmachen erhält man,
besonders anfänglich, nicht immer elegante oder auch nur saubere Arbeit,
selbst wenn man die Mühe nicht scheut, von den einzelnen Arbeiten
durch fleißigen Besuch der Werkstätten die nötigen Kenntnisse zu
erwerben; allein man erhält doch in der Regel brauchbare Apparate,
während man nur zu oft von Mechanikern Gegenstände erhält, die ent¬
weder an sich ohne Sachkenntnis gefertigt sind oder vor der Ver¬
sendung nicht gehörig untersucht oder nicht gehörig verpackt wurden.
Der Empfänger hat dann die Mühe, gleich von vornherein daran zu
flicken, wenn dieses überhaupt noch angeht...“
Aus diesem Grunde soll im folgenden zunächst über Werkzeuge
und Geräte, dann über die wichtigsten manuellen Fertigkeiten das
Nötige gesagt werden, um den Lehrer instand zu setzen, sowohl kleinere
Reparaturen als auch Neuanfertigungen und Zusammenstellungen selbst
vornehmen zu können.