Full text: Experimentierbuch für den Unterricht in der Naturlehre (1)

Aus dem Vorwort zur ersten Auflage. 
Die Experimente, die den physikalischen und chemischen Unter¬ 
richt begleiten, bilden — wie der berühmte Experimentator T y n d a 11 
sagt — einen Teil der Sprache des Lehrers. Die richtige Auswahl des 
Experimentes, seine präzise Ausführung, endlich seine geschickte Aus¬ 
nützung für den Unterricht, das alles sind Momente, von denen das 
Wohl und Wehe dieses Unterrichtes in erster Linie abhängt. Ganz be¬ 
sonders gilt dies für jene Lehranstalten, an denen der Lehrplan ein rein 
induktives Verfahren vorschreibt, wo also Erfahrung und Experiment 
die beiden Grundpfeiler des Unterrichtes sind. Zu diesen Anstalten ge¬ 
hören neben den höheren Anstalten (in Österreich Mittelschulen) auch 
unsere österreichischen Bürgerschulen, jetzt Hauptschulen, an denen 
um so mehr ein abgeschlossener und abgerundeter Unterricht gefordert 
werden muß, als ja diese Schulen für die Mehrzahl ihrer Zöglinge den 
Abschluß der Schulbildung überhaupt bedeuten. Der Fachlehrer, dem 
die Erteilung des naturlehrlichen Unterrichtes zufällt, soll .also nach 
dem Gesagten ein geübter und geschickter Experimentator sein. Diese 
Anforderung ist aber, obwohl an den genannten Schulen nur die Ele¬ 
mente des physikalischen und chemischen Wissens zu lehren sind, keine 
zu unterschätzende. Denn einerseits hat der Lehrer in seiner früheren 
Tätigkeit sowohl als Lehramtszögling als auch als Volksschullehrer 
wenig Gelegenheit gehabt, die Experimentierkunst zu erlernen, und 
anderseits fordern sowohl praktische wie methodische Beweggründe, 
daß alle Experimente mit den einfachsten Mitteln ausgeführt 
werden müssen; gerade mit derartigen einfachen Vorrichtungen ist 
aber das Experimentieren recht schwierig, da der persönlichen Ge¬ 
schicklichkeit des Experimentierenden vieles überlassen bleibt, 'was 
bei komplizierten Apparaten, die für den höheren Unterricht erdacht 
sind, oft durch die sinnreichsten Nebeneinrichtungen und Methoden 
vermieden ist. 
In Berücksichtigung dieser Umstände schien es dem Verfasser 
des vorliegenden Experimentierbuches keine zwecklose Mühe, einen 
kurzen Leitfaden der Experimentaltechnik zu schaffen, welcher dem 
Anfänger die Einführung in die Experimentierkunst erleichtern und 
dem erfahrenen Lehrer als Nachschlagebuch und Vorbereitungsbuch 
für die Zusammenstellung der Experimente dienen sollte. Wiewohl 
dieses Experimentierbuch sich nach Möglichkeit an Swobod a-
	        
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