Full text: Experimentierbuch für den Unterricht in der Naturlehre (1)

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über den Glasgegenstand, der dann in der Regel sehr eben abspringt. Die 
Kanten des Glases sind dabei sehr scharf; dadurch, daß man mit einem 
Gegenstand aus hartem Stahl (einer alten Feile oder dergleichen) die 
beiden Kanten des Randes umfährt, nimmt man die gefährliche 
Schärfe weg. 1 % 
Eine ähnliche Methode (nach E. Beckmann, Zeitschr. f. I 
anal. Chemie, XXV., S. 530) ist folgende: Man macht an einer I'm 
Stelle der Sprengzone einen kurzen Feilstrich, umgibt die Röhre 
zu beiden Seiten der Sprengstelle mit Wülsten von feuchtem Filtrier- 
papier und erhitzt den 1—2 mm breiten Zwischenraum zwischen 
diesen über dem Bunsenbrenner oder besser über der Stichflamme Abb. 16. Ab- 
eines Gasgebläses, während man die Röhre um die Achse dreht. sclmejde" 
Dabei entsteht ein glatter Sprungring, der genau den Raum t;iagröhren 
zwischen den Papierwülsten einhält. Die Wülste werden 1—2 mm 
dick und 2—4 cm breit gemacht; man stellt sie her, indem man scj1(;n Qe_ 
ein Stück Filtrierpapier von passender Größe der Länge nach ein- faßen und 
mal zusammenfaltet, mit Wasser tränkt, glättet und so um die dgl. mittels 
Röhre legt, daß der Falz dem Feilstrich zugewendet ist und Falz Bindfadens, 
auf Falz zu liegen kommt (P. Z., I., 81). 
Auch Sprengkohle läßt sich zum Schneiden von Glas gut verwenden. 
Man bereitet sie wie folgt: Man kocht 4’/2 ff pulverisierten Tragantgummi in 
so viel heißem Wasser, daß der entstandene Schleim den Raum von 140 cms 
Wasser einnimmt; sodann löst man 2>/4 g Benzoepulver in nur so viel starkem 
Weingeist, als zur Lösung nötig ist. Beide Lösungen werden nun samt einem 
etwa verbliebenen Bodensätze zusammengemischt und in einer größeren Reib¬ 
schale so viel feingepulverte Holzkohle (Lindenkohle, bei Drogisten käuflich) 
mit dem Pistill daruntergeknetet, daß ein plastischer Teig entsteht. Man bestreut 
nun ein größeres und ein kleineres ebenes Brettchen mit Holzkohlenpulver und 
rollt zwischen beiden die Masse zu kleinen Stängelchen von etwa 5 mm Dicke 
und 8—10 cm Länge aus. Die erhaltenen Kohlenstäbchen läßt man zwei bis 
drei Tage gut austrocknen und bewahrt sie dann in einer Schachtel auf. Ein 
solches Stäbchen glimmt, wenn man es mit der Spitze kurze Zeit in eine Flamme 
hält, wie ein Räucherkerzchen und bildet dabei eine glühende Spitze. — Die 
Verwendung der Sprengkohle setzt in dem Glasgegenstande das Vorhandensein 
eines kleinen Sprunges voraus. Man veranlaßt einen solchen, indem man den 
Glasgegenstand an der betreffenden Stelle etwas einfeilt und dann die glühende 
Kohle auf den Feilstrich hält und durch Blasen anfacht. Bewegt man nun die 
Kohle etwas weiter, so folgt der Sprung der glühenden Spitze nach und kann 
somit nach beliebiger Richtung weitergeleitet werden. Man muß sich den 
Vorgang, der einige Übung erfordert, selbstverständlich an wertlosen Objekten 
einüben. Noch ist zu bemerken, daß es beim Abschneiden von weiteren Glas¬ 
röhren häufig nicht gelingt, den Sprung völlig zum Kreise zu schließen; das 
schadet aber nicht, denn durch einen sanften Schlag auf die Röhre fällt das 
abgesprengte Stück ganz glatt ab. — Die glimmende Sprengkohle ist durch 
Hineinstecken der Spitze in eine Sandschicht unbedingt auszulöschen 
oder auf eine Blech platte zu legen. Ein Übersehen dieser Vorsicht 
hat schon zu ernsten Unfällen geführt! — Einen vortrefflichen Ersatz für 
die Sprengkohle bildet übrigens ein winziges Gasflämmchen (Spreng- 
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