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Viertes Buch: Das Erbrecht.
Erstes Hauptstück: Der Nachlaß.)
H 480.
1. Einleitung.
I. Wesen und Zweck des Erbrechtes. Was ein Menschengeschlecht
an Gütern besitzt, muß es schließlich dem nächsten hinterlassen. Das
Erbrecht regelt den Übergang. Die Sitte, was dem Verstorbenen gehört
hat, als sein bleibendes Eigentum unberührt zu lassen, oder ihm ins
Grab mitzugeben, oder mit ihm zu verbrennen, ist nur noch wenigen,
armseligen Naturvölkern bekannt. Was wir erwerben, das erwerben wir
für uns und unsere Erben. Erben sind in der Regel die nahen Ange
hörigen, vor allem die Kinder. Sondereigentum, Familie und Erbrecht
sind die eng verbundenen Grundpfeiler unserer wirtschaftlichen Ordnung.
Die Sozialisten verlangen die Abschaffung des Erbrechtes. Damit
würde der Erwerbstrieb den Sporn und die Genußsucht den Zügel ver
lieren. Übrigens ist das Erbrecht die notwendige Frucht des Sonder
eigentums und kann nur zugleich mit ihm beseitigt werden?) Das hat sich
in Rußland gezeigt. Dort ist das Erbrecht — dasl gesetzliche und das
testamentarische — mit Dekret vom 27. April 1918 abgeschafst worden?^)
H Unger, Das österr. Erbrecht 1864
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2») Kaplan-Kogan,RussischesWirt-
schaftsleben, 2. Ausl. (1919) S. 253,
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