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tiefer gelegenen Stellen größer sein muß als an höher gelegenen, müssen
die der Erde näher gelegenen Luftschichten stärker zusammengepreßt sein,
also dichtere Luft enthalten als die höher gelegenen. Die Größe des Luft¬
druckes kann somit nicht auf demselben Wege berechnet werden wie bei
Flüssigkeiten (Art. 67), wo die Dichte innerhalb der betrachteten Flüssig¬
keitssäule als konstant gelten konnte; die Bestimmung dieser Größe erfolgt
vielmehr auf experimentellem Wege (Art. 79).
Experimenteller Nachweis des Gewichtes der L uft und dessen beiläufige Bestimmung
durch Wägung eines Ballons, aus dem die Luft mit der Luftpumpe entfernt wird. Ex¬
perimenteller Nachweis des Luftdruckes mittels einer Glasflasche mit elastischem Gummi¬
boden, der — wie immer man die Vorrichtung halten mag — beim Ilerausifaugen von
Luft aus der Flasche nach innen eingebogen wird (vgl. die in Fig. 112 bis 114 dargestellten
Versuche!). Versuche mit einer beiderseits offenen Glasröhre (Pipette) sowie mit einem mit
Wasser gefüllten, mit einem Papierblatte bedeckten und sodann umgekehrten Trinkglase u. a.
79. Messung des Luftdruckes. Der Torricellisclie
Versuch. Eine U-förmige, etwa 1 m lange Röhre (Fig. 170)
ist bei a mit einem luftdicht schließenden Glashahne,
bei g mit einer kleinen bimförmigen Erweiterung versehen
und auf einem vertikalen Brettchen mit schwerem Metall¬
fuße befestigt, das an der Vorderseite eine Zentimeter¬
teilung trägt. Bei geöffnetem Hahne steht eingegossenes.
Quecksilber in beiden Schenkeln gleich hoch bei A und B.
Der Luftdruck vermag an dieser Erscheinung nichts zu
ändern, da er bei A und B in gleicher Stärke wirkt; er
müßte sich jedoch bei A bemerkbar machen, wenn man
ihn bei B wegschaffen könnte. Dies ist erreichbar, wenn
man bei geöffnetem Hahne die Röhre so lange neigt, bis der
mit dem Hahne versehene Schenkel sich ganz mit Queck¬
silber füllt und etwas davon in die Birne g tritt, worauf
man den Hahn absperrt und den Apparat wieder aufrichtet.
Das Quecksilber ist dann im geschlossenen Schenkel etwas
unterhalb des Hahnes — bis B‘ — gesunken und steht im
offenen Schenkel etwa bis A‘. Da oberhalb von B‘ die Röhre
luftleer ist (Beweis durch erneutes Umlegen), fehlt daselbst
der Luftdruck, während dem bei A‘ wirkenden Luftdrucke
durch die etwas über 70 cm lange Quecksilbersäule zwischen
A‘ und B‘ Gleichgewicht gehalten wird. Ist b (in Zenti¬
metern) ihre Höhe und würde die Röhre gerade 1 cm- Querschnitt haben,
so wäre die Größe des Luftdruckes, gemessen in Gewichtseinheiten (Art. 16),
gleich ft i, worin o das spezifische Gewicht des Quecksilbers bedeutet. Ist
also b ==76 cm, a = 13'596 Gewichtseinheiten (bei 0° C), so kommt der Luft¬
druck auf 1 cm2 gleich dem Gewichtsdrucke von 1033 g, also rund von 1 kg-
Man nennt diesen — einer Quecksilbersäule von 76 cm bei 0° entsprechenden
— Luftdruck den normalen und sagt, er übe den Druck einer Atmosphäre
(1 ai) aus.
Fig. 170.