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Bei hohem Gasdrucke würden die beschriebenen offenen Manometer wegen der er¬
forderlichen Höhe des zweiten Schenkels unbequem werden, man benützt dann geschlossene
Manometer (Fig. 175 h), bei denen der geschlossene Schenkel Luft enthält, so daß also
der zu messenden Spannkraft des Gases außer der gehobenen Quecksilbersäule noch die
Spannkraft des eingeschlossenen Gases entgegenwirkt. War v das Volumen des letzteren
beim Atmosphärendrucke b mm und hat sich dasselbe bei der Messung der Spannkraft E
des Gases auf v, verkleinert, so ist nach Art. 81 die Spannkraft mm des eingeschlossenen
t2‘ Gases bestimmt durch bt — b v; es ist also = (&t -J- h) mm = (6 —--(- h) mm.
V. vt
Demgemäß ist die Teilung am geschlossenen Schenkel auszuführen.
Außer den Flüssigkeitsmanometern gibt es auch Metallmanometei’, die ähnlich
den Aneroidbarometern eingerichtet sind.
83. Anwendungen des Luftdruckes
von Grasen.
a) Die Heber. Bekannt ist die Ver¬
wendung des Steehhebers (Pipette des
Chemikers) (Fig. 176) und des Saug¬
hebers (Winkelhebers) (Fig. 177).
Bei letzterem ist bei B in der Richtung
des Pfeiles wirksam ein Druck gleich dem
Luftdrucke vermindert um den Druck einer
Flüssigkeitssäule von der Höhe h, also von
(7 — h), worin l die Höhe einer Säule der
betreffenden Flüssigkeit bedeutet, die dem
Atmosphärendrucke Gleichgewicht halten würde. Bei A beträgt dieser Druck
analog (l — H). Ist also H^>h, d.h. liegt die Mündung A unter dem Flüssigkeitsniveau m n,
so ist der letztere Druck um l — h —• (l — H) = (H —• h) kleiner. Es muß daher bei A ein
Ausfluß der Flüssigkeit aus der Röhre erfolgen, dessen Geschwindigkeit von der jlohen-
differenz {II— h) abhängt. — Welche Erscheinung tritt ein, wenn A in der Ebene des
Niveaus m n liegt? Welche ist die äußerste Höhenlage des Punktes G über m «? Was
erfolgt, wenn ein in Gang gesetzter Quecksilberheber unter eine Glocke gesetzt wird, aus
der die Luft ausgepumpt wird? Darf man sagen, daß der Luftdruck das Fließen des
Hebers veranlasse? (Man beachte, daß bei Bildung der obigen Differenz l herausfiel!)
Welche Rolle spielt also der Luftdruck beim Winkelheber ? — Giftheber. — Kautschuk¬
schlauch als Heber.
b) Der Heronsball*).
Die Expansivkraft der darin eingeschlossenen Luft kann vergrößert werden a) durch
Einpressen von Luft, ß) durch Einpressen von Wasser (Versuche).— Besondere Formen
des Heronsballs: Spritzflasche der Chemiker; Siphon für moussierende Getränke.
c) Die Saug- (Hebe-) Pumpe (Fig. 178 a b) und die Druck¬
pumpe (Fig. 179 ab).
Man erkläre das Spiel dieser Pumpen nach den Figuren! Bei der Erklärung der
Säugpumpe beachte man unter anderem, daß diese anfänglich als Luftpumpe arbeitet,
ferner, daß heim Pumpen der hydrostatische Druck der Wassersäule ( H + h) zu überwinden
ist, da auf den Kolben von oben der Luftdruck vermehrt um den hydrostatischen Druck
der Säule h, von unten der Luftdruck vermindert um den Druck der Säule II wirkt. —
*) Herou von Aloxandria, dessen Blütezeit um 100 v. Chi*, fällt, war ein Schüler des Ktesibios
^Erfinders der Druckpumpe, der Feuerspritze ohne Windkessel, einer Wasseruhr usw.). Er beschrieb eine
Reihe hydromechanischer und aeromechanischer Vorrichtungen, unter denen aber der Heronsball in seiner
heutigen Form nicht vorkommt. Auch in der Optik sowie in der Geometrie (Heronsclie Dreiecksformel)
leistete er Hervorragendes.
X
s 3 J
und der Expansivkraft
Fig. 177.