Art Stufenleiter, deren einzelne Stufen als Grade der Wärme bezeichnet
werden. Erscheint uns demnach ein Körper als warm, ein zweiter nur
als lauwarm, so kommt dem ersten ein höherer Wärmegrad — eine
höhere Temperatur — zu als dem zweiten. Die unsichtbare
Ursache des Wärmezustandes nennen wir Wärme.
Die Abstufungen des Wärmegrades an einem Körper ziffermäßig fest¬
zustellen, erscheint unser Tastsinn nicht geeignet, da seine Angaben je nach
dem Zustande unseres Empfindungsorganes verschiedene sein können. Die
Erfahrung lehrt aber, daß mit den Änderungen des Wärmezustandes auch
andere sinnlich wahrnehmbare Änderungen verknüpft sind, durch deren
Betrag die Feststellung des Wärmezustandes gelingt. Bevor darüber (im
nächsten Artikel) gesprochen werden kann, muß auf eine bekannte Erfahrungs¬
tatsache hingewiesen werden. Man beobachtet nänüich immer, daß zwei
Körpervon ungleicher Temperatur, wenn sie miteinander in
dauernde Berührung gebracht werden (wenn z. B. eine warme [kalte]
Metallkugel in kaltes [warmes] Wasser gegeben wird), ihren Wärme¬
zustand ausgleichen, bis beide dieselbe Temperatur zeigen.
Dabei erhöht sich also die Temperatur des kälteren Körpers — er er¬
wärmt sich — und erniedrigt sich die Temperatur des wärmenden Körpers
— er kühlt sich ab —, bis beide dieselbe Temperatur besitzen.
90. Yolumsänderungen durch die Wärme im allgemeinen.
Thermometer. Bei einer Erhöhung der Temperatur vergrößert
sich im allgemeinen das Volumen eines Körpers; es verkleinert
sich dagegen, wenn die Temperatur erniedrigt wird. Bei gleich¬
bleibender Temperatur bleibt das Volumen dasselbe. — Dem hö¬
heren Wärmezustand entspricht (im allgemeinen) das größere Volumen.
Fig. 189.
eig. iss. Versuch mit Kugel und Bing. — Ausdehnung einer Flüssigkeit (z. B. Wein¬
geist, Petroleum u. dgl.) in einem thermometerartigen Gefäße mit verschiebbarem
Zeiger (Fig. 188). — Ausdehnung eines Gases, das in einer Glaskugel mit horizontal
abgebogenem Bohre (Fig. 189) durch einen Flüssigkeitstropfen abgesperrt ist.
Die Apparate Fig. 188 u. 189
können uns nun bereits als Wärme-
zustandsanzeiger oder Thermo-
skope dienen. Zunächst zeigt der
„thermoskopischeKörper“ (inFig. 188
die Flüssigkeit, in Fig. 189 das Gas)
durch sein anfängliches Volumen den eigenen Wärmezustand an. Kommt
dieser Körper mit einem anderen, dessen Wärmezustand zn beurteilen ist, in
dauernde Berührung, so tritt der erwähnte Temperaturausgleieh ein. Dabei
ändert sieb im allgemeinen der Stand des Thermoskops; er „sinkt“ bei Be¬
rührung mit kälteren Körpern, „steigt“ bei Berührung mit wärmeren und „bleibt
unverändert“ bei Berührung mit Körpern desselben Wärmegrades. Es können
demnach als Körper von gleicher Temperatur jene gelten, die bei
dauernder Berührung ihren Wärmezustand gegenseitig nicht ändern, daher
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