Full text: Lehrbuch der Physik

207 
Die im Zeitmaße ausgedrückte Rektaszension einesPunktes 
der Himmelskugel gibt uns an, um wieviel Uhr der Sternzeit 
der betreffende Punkt seine obere Kulmination ausfübrt. 
Als Stundenwinkel eines Punktes der Himmelskugel versteht man 
den sphärischen Winkel zwischen dem Meridian und dem Deklinationskreise 
des betreffenden Punktes. Er wird vom Meridian aus von 0° bis 360° in 
der Richtung der scheinbaren täglichen Bewegung des Sternenhimmels 
(also entgegengesetzt der Rektaszension) gezählt und zumeist in Stunden 
(Zeitminuten, Zeitsekunden) ausgedrückt. 
In Fig. 278 würde also der Bogen Q' G den Stundenwinkel des Sternes ü 
abmessen. Der im Zeitmaße ausgedrückte Stundenwinkel eines. 
Punktes der Himmelskugel sagt aus, wieviel Stunden (Minuten, 
Sekunden) Sternzeit seit der letzten oberen Kulmination des 
betreffenden Punktes bereits verflossen, sind. 
Zwischen der Rektaszension und dem Stundenwinkel herrscht nach 
diesen Erklärungen eine leicht nachweisbare Beziehung. Sind beide im 
Zeitmaße ausgedrückt, so ist immer Rektaszension -j- Stundenwinkel = 
Sternzeit. 
Kulminiert nämlich der Frühlingspunkt, so zählen wir „Null Uhr Sternzeit“. 
Ein Stern, der die Rektaszension von a Stunden besitzt, kulminiert um „a Uhr 
Sternzeit“. Hat nun dieser Stern noch einen Stundenwinkel von t Stunden 
erlangt, so sind weitere t Stunden vergangen; die Uhr zeigt dann eine Stern¬ 
zeit s von (a -j- t) Stunden. 
141. Die Hauptiustrumente der Astronomie. Ihre Benützung zur 
Bestimmung der Lage eines Gestirnes, sowie zur Bestimmung des 
Meridians und der Polhöhe. Außer den Uhren können als Haupt¬ 
instrumente des Astronomen gelten: der Theodolit, das Äquatorial und 
der Meridiankreis (Passageninstrument). 
Der Theodolit besteht im wesentlichen aus zwei geteilten Kreisen, von denen der 
eine vertikal, der zw ite horizontal liegt. Der erstere ist samt einem damit starr ver¬ 
bundenen Fadenkreuzfernrohr um eine horizontale Achse drehbar; das den Vertikalkreis 
tragende Gestell ist um eine vertikale Achse drehbar. Die Größe jeder der beiden 
Drehungen läßt sich an den geteilten Kreisen, deren Teilung durch Nonien (vgl. Art. 3) 
gleichsam verfeinert erscheint, ablesen. Ist der Horizontalkrcis parallel zum Horizont 
gestellt, so vermag man mit dem Instrumente Höhe (am Vertikalkreise) und Azimut 
(am Horizontalkreise) zu bestimmen. 
Das Äquatorial gleicht im Prinzip einem in großem Maßstabe ausgeführten 
Theodolite, bei dem der (frühere) Horizontalkreis in die Ebene des Himmelsäquators, 
die auf ihm normale Umdrehungsachse daher in die Richtung der Weltacbse gebracht 
wird. Der so erhaltene Kreis heißt Äquatorialkreis: aus dem Vertikalkreis des 
Theodolites wird der Deklinationskreis des Äquatorials. Mit einem derartig „par¬ 
allaktisch aufgestellten“ Instrumente würden sich die Äquatorkoordinaten ebenso be¬ 
stimmen lassen wie früher die Horizontkoordinat n mit dem Theodolite. Es dient jedoch 
weniger diesem Zwecke, als es vielmehr das eigentliche Beobachtungsinstrument des 
Astronomen ist. Die Teilkreise des Instrumentes dienen dann zum Einstellen auf einen 
Stern, dessen Deklination und Rektaszension aus einem Sternkataloge (vgl. Art. 155) ent¬ 
nommen wird. Aus der Rektaszension und der an einer Uhr ablesbaren Sternzeit findet 
naan den Stundenwinkel, stellt denselben auf dem Äquatorialkreise, die Deklination auf 
dem Deklinationskreise ein und findet nun den Stern in der Gesichtsfeldmitte. Da jedes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.