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Die im Zeitmaße ausgedrückte Rektaszension einesPunktes
der Himmelskugel gibt uns an, um wieviel Uhr der Sternzeit
der betreffende Punkt seine obere Kulmination ausfübrt.
Als Stundenwinkel eines Punktes der Himmelskugel versteht man
den sphärischen Winkel zwischen dem Meridian und dem Deklinationskreise
des betreffenden Punktes. Er wird vom Meridian aus von 0° bis 360° in
der Richtung der scheinbaren täglichen Bewegung des Sternenhimmels
(also entgegengesetzt der Rektaszension) gezählt und zumeist in Stunden
(Zeitminuten, Zeitsekunden) ausgedrückt.
In Fig. 278 würde also der Bogen Q' G den Stundenwinkel des Sternes ü
abmessen. Der im Zeitmaße ausgedrückte Stundenwinkel eines.
Punktes der Himmelskugel sagt aus, wieviel Stunden (Minuten,
Sekunden) Sternzeit seit der letzten oberen Kulmination des
betreffenden Punktes bereits verflossen, sind.
Zwischen der Rektaszension und dem Stundenwinkel herrscht nach
diesen Erklärungen eine leicht nachweisbare Beziehung. Sind beide im
Zeitmaße ausgedrückt, so ist immer Rektaszension -j- Stundenwinkel =
Sternzeit.
Kulminiert nämlich der Frühlingspunkt, so zählen wir „Null Uhr Sternzeit“.
Ein Stern, der die Rektaszension von a Stunden besitzt, kulminiert um „a Uhr
Sternzeit“. Hat nun dieser Stern noch einen Stundenwinkel von t Stunden
erlangt, so sind weitere t Stunden vergangen; die Uhr zeigt dann eine Stern¬
zeit s von (a -j- t) Stunden.
141. Die Hauptiustrumente der Astronomie. Ihre Benützung zur
Bestimmung der Lage eines Gestirnes, sowie zur Bestimmung des
Meridians und der Polhöhe. Außer den Uhren können als Haupt¬
instrumente des Astronomen gelten: der Theodolit, das Äquatorial und
der Meridiankreis (Passageninstrument).
Der Theodolit besteht im wesentlichen aus zwei geteilten Kreisen, von denen der
eine vertikal, der zw ite horizontal liegt. Der erstere ist samt einem damit starr ver¬
bundenen Fadenkreuzfernrohr um eine horizontale Achse drehbar; das den Vertikalkreis
tragende Gestell ist um eine vertikale Achse drehbar. Die Größe jeder der beiden
Drehungen läßt sich an den geteilten Kreisen, deren Teilung durch Nonien (vgl. Art. 3)
gleichsam verfeinert erscheint, ablesen. Ist der Horizontalkrcis parallel zum Horizont
gestellt, so vermag man mit dem Instrumente Höhe (am Vertikalkreise) und Azimut
(am Horizontalkreise) zu bestimmen.
Das Äquatorial gleicht im Prinzip einem in großem Maßstabe ausgeführten
Theodolite, bei dem der (frühere) Horizontalkreis in die Ebene des Himmelsäquators,
die auf ihm normale Umdrehungsachse daher in die Richtung der Weltacbse gebracht
wird. Der so erhaltene Kreis heißt Äquatorialkreis: aus dem Vertikalkreis des
Theodolites wird der Deklinationskreis des Äquatorials. Mit einem derartig „par¬
allaktisch aufgestellten“ Instrumente würden sich die Äquatorkoordinaten ebenso be¬
stimmen lassen wie früher die Horizontkoordinat n mit dem Theodolite. Es dient jedoch
weniger diesem Zwecke, als es vielmehr das eigentliche Beobachtungsinstrument des
Astronomen ist. Die Teilkreise des Instrumentes dienen dann zum Einstellen auf einen
Stern, dessen Deklination und Rektaszension aus einem Sternkataloge (vgl. Art. 155) ent¬
nommen wird. Aus der Rektaszension und der an einer Uhr ablesbaren Sternzeit findet
naan den Stundenwinkel, stellt denselben auf dem Äquatorialkreise, die Deklination auf
dem Deklinationskreise ein und findet nun den Stern in der Gesichtsfeldmitte. Da jedes