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Fig. 392.
I
Würden die Punkte a und b des Gerinnes (Fig. 392 a) durch zwei gleich,
weite Kanäle oder durch einen einzigen Kanal von doppeltem Querschnitte ver¬
bunden, so müßte die „Stromstärke“ die doppelte werden wie im früheren Falle.
Auch hiezu zeigt der obige Versuch eine völlige Analogie. Man bringt im Innern
des geerdeten' Metallgehäuses eines Elektroskopes (z. B. des Braunschen Elektro¬
meters) einen Metallbügel so an, daß die Nadel des Elektroskopes bei erfolgender
Abstoßung denselben berühren und sich dabei ent¬
laden kann (Entladungselektroskop). Eine
Hanfschnur mit isolierenden Handhaben wird einer¬
seits an den Knopf dieses Elektrometers, anderseits
an den Knopf einer möglichst großen und stark ge¬
ladenen Leidener Flasche mit geerdeter Außenbelegung
angehängt. Die Nadel des Elektroskopes liefert dann
in einer Minute eine gewisse Anzahl von Entladungen
(sie funktioniert als „Elektrizitätszähler“); hervor¬
gerufen sind diese Entladungen durch die Potential¬
differenz zwischen der inneren Belegung der Flasche
und der Erde, welche Differenz ziemlich unverändert
bleibt, wenn die Kapazität der Flasche groß ist gegen¬
über jener des Elektroskopes, da in diesem Falle bei
jeder Entladung immer nur geringe Mengen der
Flasche entnommen werden. Wir finden dabei die
Anzahl der Entladungen doppelt so groß, wenn wir
die „Leitung“ aus zwei zusammengedrehten, gleich
langen und gleich dicken Schnüren herstellen; durch
den doppelten Querschnitt fließt also in der Zeit-
'TOnheit die doppelte Elektrizitätsmenge. Dagegen
wird die Anzahl der Entladungen nur die Hälfte
betragen, wenn man beide Schnüre hintereinander
schaltet. Durch die doppelte Trrnge-jliaßt-alan in
der Zeiteinheit nur die Hälfte der Elektrizitätsmenge.
Wird bei derselben Versuchsanordnung die Potential¬
differenz zwischen Flasche und Erde verdoppelt
(was z. B. mit Hilfe einer Maßflasche — Art. 176 — konstatierbar ist), so finden
wir die Anzahl der Entladungen des Elektroskopes pro Minute verdoppelt. Die
Zahl der Entladungen ändert sich ferner auch mit der Natur des verwendeten
Halbleiters (Schnüre aus verschiedenem Material, Holzstäbe usw.).
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D
Die Stromstärke i, d. i. die durch den Querschnitt eines in der ganzen
Länge l gleichartig gedachten Leiters während der Zeiteinheit hindurch¬
gehende Elektrizitätsmenge, erweist sich nach den vorstehend geschilderten
Versuchen und ebenso nach theoretischen Untersuchungen proportional der
an den Enden des Leiters vorhandenen Potentialdifferenz — sie heiße V —,
ferner direkt proportional dem Querschnitte q und verkehrt proportional
der Länge l des Leiters sowie außerdem noch) abhängig von der Natur
des Leiters. Der mathematische Ausdruck dieser Abhängigkeit ist somit
7 V q , . V
i — k ■ . oder i — -r-,—pr.
I l:(q. fc)
Worin k eine von der materiellen Beschaffenheit und — wie sich späterhin
(Art. 189) zeigt — auch von der Temperatur des Leiters abhängige Kon¬
stante ist, die man das spezifische Leitungsvermögen nennt. Bezeichnet