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ein Projektil beim Losschießen immer die gleiche Kraft ansüben. Wir
machen nun bei Verwendung verschiedener Projektile die Wahrnehmung,
daß beispielsweise eine Erbse durch die Spiralfeder eine weit größere Anfangs¬
geschwindigkeit erlangt als eine gleich große Bleikugel. Als Ursache hievon
geben wir an, daß die beiden Körper der bewegenden Kraft ein verschieden
großes Beharrungsvermögen entgegensetzen. Die Ursache des ver¬
schieden großen Beharrungsvermögens nennen wir die Masse des Körpers.
Wir würden daher sagen, daß zwei Körper, z. B. die Erbse und eine kleine
Holzkugel, dann gleiche Massen besitzen, wenn sie durch dieselbe
Kraft (hier die zusammengepreßte Spiralfeder) gleich große Beschleuni¬
gungen erhalten.
In diesem Sinne definieren wir: Ein Körper besitzt im Vergleiche
zu einem anderen die »»-fache Masse, wenn er das w-fache Be¬
harrungsvermögen besitzt oder wenn ihm die w-fache Kraft die¬
selbe Beschleunigung erteilt, wie die einfache Kraft dem ur¬
sprünglich betrachteten Körper. Soll also der 2-, 3-, 4-,...m-fachen
Masse dieselbe Beschleunigung erteilt werden, welche die einfache Kraft
der einfachen Masse erteilt, so muß die angewendete Kraft 2-, 3-, 4,. . .m-mal
so groß genommen werden. Wir sehen also, daß die Kraft auch direkt
proportional ist der Masse.
Auch hiemit stehen Versuche an der Fallmaschine im Einklang. Lassen
wir nämlich das gleiche Übergewicht p auf verschiedene Gesamt¬
belastungen*) wirken, so zeigt es sich, daß die erzeugten Beschleunigungen
sich umgekehrt verhalten wie- die Gesamtbelastungen. Soll also bei 2-, 3-,
4-,...facher Gesamtbelastung doch die gleiche Beschleunigung erzielt werden,
so muß das verwendete Übergewicht auch das 2-, 3-, 4-,. . . fache sein.
Als Einheit der Masse gilt die Gramm-Masse, d. h. die Masse
des 1000. Teiles vom Pariser Kilogramm (Art. 16).
20. Absolutes Maß der Kraft. Das Zeutiuieter-Gramm-Sekuuden-
System. In den beiden letzten Artikeln wurde gezeigt, daß wir mit der
Erfahrung im Einklang bleiben, wenn wir erklären, daß die Kraft propor¬
tional ist der Masse des Körpers und der an ihm durch die Kraft hervor¬
gerufenen Beschleunigung. Bezeichnen wir mit p, m und b die Maßzahl der
Kraft, beziehungsweise der Masse und der Beschleunigung, so erhalten wir
für den eben ausgesprochenen Satz den mathematischen Ausdruck
p = C . m .b,
worin G eine Konstante (Proportionalitätsfaktor) vorstellt. Diese Konstante
wird offenbar den Wert „Eins“ annehmen, wenn wir als Krafteinheit
.lene Kraft festsetzen, die der Masse 1 die Beschleunigung 1 in
Oer Zeit 1 erteilt; denn dann ist 1 = (7.1.1, daher (7 = 1.
*) Um 7.. B. die Gesamtbelastuug (2 P-{-r-f-p) zu verdoppeln., hat man die neuen Hauptgewichte P'
zu wählen, daß sie der Gleichung 2 P'-j-r-j-p = 2 (2P-[-r4-.P) entsprechen, wonach P =2P-f- -- -
sein muß usw.
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