Full text: Lehrbuch der Physik

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würde sie nämlich eine Tangente an die nach Fig. 402 verlaufenden Kraft¬ 
linien bilden. Unter dem Einflüsse des Erdmagnetismus und dieses Ablen¬ 
kungsbestrebens nimmt die Nadel eine resultierende Ruhelage ein (Fig. 404). 
Fig. 405. Führt man daher einen geradlinigen Strom in horizontaler 
Richtung über (oder unter) einer ruhenden Magnetnadel 
so vorbeir4ali er normal zum magnetischen Meridian von 
West nach Ost (vtmJQstmaeh West) verläuft (Fig. 405), 
so tritt keine Ablenkung ein. 
Um die Richtung der Ablenkung der Magnetnadel 
für jeden wie immer laufenden elektrischen Strom 
vorausbestimmen zu können, hat Ampere*) folgende Regel aufgestellt: 
Denkt man sich eine menschliche Figur so mit dem elektrischen 
Strome schwimmend, dal! sie ihr Gesicht der Magnetnadel 
zuwendet, so wird der Nordpol der Nadel stets gegen die 
linke Hand des Schwimmers ab gelenkt (Schwimme rregel). 
Wir können die Richtung der Nadelablenkung auch durch folgende Regel voraus- 
bestimmen: Legen wir unsere rechte, mit ihrer Innenfläche der Magnet¬ 
nadel zugekehrte Hand so in die Stromrichtung, daß der Strom gleich¬ 
sam bei der Handwurzel ein-und bei den Fingerspitzen austritt, so wird 
der Nordpol der Nadel nach jener Seite hin abgelenkt, nach welcher 
der Daumen der Hand zeigt (Handregel). 
186. Bas Biot-Savartsclie Grundgesetz. Wirkung eines Kreis¬ 
stromes. Die Größe der Kraft P, die ein von einem Strome von der 
Stromstärke * durchflossenes Leiterelement von der geringen Länge X auf 
einen Magnetpol von der Polstärke jj. ausübt, bestimmt sich nach einem mit 
den Tatsachen im Einklang stehenden (siehe unten) Grundgesetze (ähnlich 
dem Coulombschen Gesetze), das Biot und Savart aufgestellt haben; dieses 
Grundgesetz ist ausgedrückt durch die Formel 
P= C .....................(62), 
worin außer den oben angeführten Größen r die Entfernung des Magnetpols 
vom Leiterelement (von seinem Mittelpunkte), <p den Winkel zwischen 
r und l und endlich C eine Konstante bedeutet; i ist dabei (in Überein- 
Fig. Stimmung mit der in Art. 181 gegebenen Definition) die 
j in der Sekunde durch X hindurchfließende Elektrizitätsmenge. 
Richtung der Kraft P steht normal auf der durch X 
^ \ Lln(i !•*' gelegten Ebene und isL-uaefa—der Schwimmerregel 
^ T/ _zuMmstimiufiib_ Ist also in Fig. 406 |j. ein Nordpol, so 
I steht P im Punkte jj. normal auf der Zeichenfläche und 
ist vom Beschauer weggerichtet. 
Die Richtigkeit dieses Grundgesetzes haben Biot und Savart in der Tat durch 
Schwingungsversuche experimentell nachgewiesen; deshalb ist das Biot-Savartsche Grund¬ 
gesetz mit den Tatsachen in Einklang und kann als ein richtiges Grundgesetz gelten. 
> 
*) Andr 5 Mario Ampere (geb. 1775 211 Lyon, gest. 1886 zu Marseille) war Professor der Physik 
und Mathematik zu Bourg und Paris. Er ist einer der hervorragendsten Begründer der Elektrizitiüsiehrc.
	        
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