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Als Klemmenspannung einer Dynamomaschine bezeichnet man die an den Pol¬
klemmen fcj und k.2 (Fig. 483a) der Maschine, an welche die äußere Leitung angelegt wird,
vorhandene Potentialdifferenz.' Ist diese V Volt, die gelieferte Stromstärke i Ampere, so
bringt die Maschine den Nutzeffekt von (i V_ M att hervor. Dieser beträgt etwa 50bis 90%
jes aufgewendeten mechanischen Effektes, Die Klemmenspannung ist ebenso wie bei den
Batterien um den in der Maschine erfolgenden Potentialverlust i wf kleiner als die gesamte
E. M. K. der Maschine und daher durch die im Art. 190 gewonnene Formel V= e — iw, ge¬
geben. — Fig. 483a zeigt das Schema der Stromführung bei einer Hauptschluß- oder
Serienmasehine, so genannt, weil bei ihr die Wickelung des Ankers und der Feldmagnete
mit den im äußeren Stromkreise betriebenen Apparaten, z. B. Glühlampen, hinter¬
einander oder „in Serie“ geschaltet ist. Dagegen läßt Fig. 483b die Schaltung bei
einer Nebensehlußmasehine erkennen. Ein kleiner Teil des im Anker entstehenden
Stromes wird durch die „im Nebenschlüsse“ liegende, aus vielen Windungen dünnen
Drahtes bestehende Wickelung des Feldmagnetes geführt; da außerdem in diesem Neben¬
schlüsse ein Regulierwiderstand B liegt, läßt sich erzielen, daß auch bei wechselnder
Stromentnahme eine ziemlich konstant bleibende Klemmenspannung erhalten bleibt,
während bei der Serienmaschine jede Änderung der Stromentnahme im äußeren Strom¬
kreise eine Änderung der Feldstärke der Feldmagnete und somit auch eine Änderung der
E. M. K. der Maschine bewirkt. Eine dritte Form der Dynamomaschinen — die Verbund¬
oder Compoundmasehine, Fig. 483 c — stellt eine Vereinigung der beiden früher
besprochenen Formen dar, indem der Feldmagnet neben einer starkdrahtigen Hauptschlu߬
wickelung auch eine dünndrahtige Nobenschlußwickelung trägt. Fig. 484 zeigt das Äußere
einer Dynamomaschine mit Trommel Wickelung.
216. Umkehrbarkeit der Dynamomaschine. Elektrische Kraft¬
übertragung. Nach der Lenzschen Regel müssen vom Feldmagnete einer
Dynamomaschine auf die stromdurchflossenen Ankerdrähte elektromagnetische
Kräfte ausgeübt werden, welche die Bewegung
zu hemmen suchen. An einer Dynamo¬
maschine mit Handbetrieb bemerkt man in
der Tat, daß sie immer schwerer zu betreiben
ist, je mehr „Volt-Ampere“ sie im Schlie¬
ßungsdrahte erzeugt. Die elektromagnetischen
Kräfte sind demnach bestrebt, die Maschine
entgegengesetzt dem Drehungssinne des An¬
triebes zurückzudrehen. In diesemDrehungs-
sinne muß sie sich daher wirklich bewegen,
wenn man in ihre Klemmen einen Strom von
jener Richtung einleitet, wie ihn die Maschine
stromliefernd erzeugt. Dabei leisten die elek¬
tromagnetischen Kräfte Arbeit; es wird elek¬
trische Energie in mechanische Energie ver¬
wandelt. Die Dynamomaschine ist also
umkehrbar und kann als Elektromotor dienen. (Vgl. unter anderem das
Barlowsche Rad, den Motor von Ritchie usw.)
Wird daher an einem Orte A durch einen Motor (Turbine, Dampfmaschine,
Gasmotor) mechanische Energie gewonnen und diese mittels einer Dynamo¬
maschine — dem Stromerzeuger oder Generator — in elektrische Energie
verwandelt, so kann diese letztere nach einem zweiten Orte B mittels zweier
Fig. »4.