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Bei dieser Art der Anordnung, bei welcher der Anker der Maschine ruht, ver¬
meidet man eine Ableitung der meist sehr hochgespannten Wechselströme durch
rotierende Maschinenteile (Schleifringe n. dgl.), wodurch sich die sonst schwierig
auszuführende Isolation einfacher und betriebssicherer gestaltet. — Die Eisenteile des.
Ankers werden immer, jene des Induktors häufig aus Blechen zusammengesetzt, die
durch Papierlagen voneinander isoliert sind (vgl. Art. 212 u. 215). — Die Erregerdynamo.
ist nicht selten mit der Wechselstrommaschine auf gemeinsamer Achse gekuppelt.
Nähern sich zwei benachbarte Pole des Induktors (N, S) den korrespon¬
dierenden Induktionsspulen des Ankers, so entstehen in diesen Induktions¬
ströme, deren Richtungen entgegengesetzte sind. Sollen sich daher die
erzeugten E. M. K. vermehren, die Spulen also hintereinander geschaltet
werden, so muß der Sinn der Bewickelung auch in zwei Nachbarspulen
des Ankers ein entgegengesetzter sein. Die Größe der E. M. K. ist dabei
in jeder Induktionsspule ein positives, bzw. negatives Maximum, wenn sich
die Magnetpole gerade in der Mitte zwischen zwei Induktionsspulen befin¬
den, da dann die Änderung der Kraftlinienzahl ein Maximum ist; auf der
einen Seite treten Kraftlinien ein, auf der andern aus. Stehen die Elektro¬
magnetpole den Spulen gegenüber, so ist keine E. M. K. vorhanden, da die
Änderung der Kraftlinienzahl Null ist (Art. 210). Die Zeit, die zu einem
vollen Stromlaufe (0 bis 2 % in Fig. 486) erforderlich ist, nennt man die
Periode. Jede Periode hat zwei Wechsel. Die Anzahl der Perioden pro-
Zeiteinheit — die Periodenzahl oder Frequenz — ist somit gleich dem
halben Produkte aus der Tourenzahl mit der Anzahl der Spulen des Ankers.
Man baut die zu Beleuchtungszwecken dienenden Wechselstrommaschinen häufig
so, daß die Periodenzahl mindestens 50 pro Sekunde, also 3000 pro Minute beträgt. Eine
kleinere Anzahl von Stromwechseln verrät sich nämlich dem Auge durch ein unangenehmes
Flackern der Lampen. Besitzt der Anker 48 Induktionsspulen, so muß die Tourenzahl
pro Minute daher 125 betragen. Durch Vermehrung der Spulenzahl vermag man die
Tourenzahl der Maschine zu vermindern, was mehrfache Vorteile bietet. Da sich dabei
die in den Spulen erzeugten E. M. K. addieren, wächst damit auch die Klemmenspannung
der Maschine. Der Ankerkranz einer solchen Wechselstromdynamo erreicht dadurch
häufig einen Durchmesser von mehreren Metern.
Die E. M. K. dieser Wechselstrommaschine ändert sich natürlich nicht
mehr nach einem reinen Sinusgesetze; die Kurve der Wechselstromspannungen
zeigt nur einen sinusähnlichen periodischen Verlauf (Fig. 488).
Derartige Maschinen sind zu Beleuchtungszwecken ohneweiters
brauchbar. Es wäre jedoch mit Schwierigkeiten verknüpft, sie zu Kraft über¬
tragungszwecken zu verwenden. Verbindet man nämlich eine Wechsel¬
strom erzeugende Maschine — einen Weehselstromgenerator — mit einer
zweiten derartigen Maschine von gleicher Beschaffenheit so, daß der von der
ei’sten Maschine erzeugteWechselstrom das Spulen System der zweiten Maschine
magnetisiert, wobei die Polarität jeder Spule periodisch wechselt, so wird der
mit Gleichstrom (z. B. von einer Akkumulatorenbatterie) gespeiste Elektro¬
magnetstern der zweiten Maschine nur dann in gleichmäßiger Rotation er¬
halten werden, wenn er mit gleicher Tourenzahl wie der Generator rotiert oder
„synchron läuft“. Ein solcher Synehronmotor müßte daher zuerst auf