Verbindet man nun die drei Leitungsenden 1, 2, 3 einer solchen Wechsel-
stromdynamo mit dem Anfänge von drei Bewickelungen I‘, II' und III' einer
ähnlich gebauten zweiten Maschine und verbindet die zweiten Enden dieser
letzteren Bewickelungen miteinander gleichfalls zu einem Sterne, so erzeugen
die von der ersten Maschine abfließenden Dreiphasen ströme im feststehenden
Ankerkranze (Ständer oder Stator) der zweiten Maschine ein im Kreise herum¬
wanderndes Magnetfeld oder ein Drehfeld. Deshalb bezeichnet man den drei¬
phasigen Wechselstrom auch mit dem Namen „Drehstrom“. Ein innerhalb
des Ankerkrauzes dieser zweiten Maschine drehbares Magnetfeld (Läufer oder
Botor) niüßte daher von selbst in Rotation geraten. Dabei braucht dieses
Magnetfeld nicht einmal durch Elektromagnete im Sinne der Fig. 489 gebildet
zu sein; statt ihrer können auch stromdurchflossene Induktionsspulen benützt
werden. Man bewickelt dazu einen aus Blechlamellen zusammengesetzten
Eisenkern nach Art einer Trommelwickelung (Art. 215, S. 343) mit drei in
sich selbst geschlossenen Windungssystemen. Ein solcher Kurzsehluß-
anker wird im Drehfelde dadurch in Rotation geraten, daß die im Stator
sich verschiebenden Magnetpole in den Wickelungen des Rotors Induk¬
tionsströme hervorrufen, die nach der Lenzschen Regel (Art. 209) infolge
der elektrodynamischen Wirkung beständige Abstoßung erfahren.
Auch Drehstrommotoren werden ebenso wie Gleichstrommotoren mit Anlaß- und Re¬
gulierwiderständen ausgestattet, wodurch man (wie auch noch durch andere Mittel) ihre
Tourenzahl innerhalb gewisser Grenzen abzuändern vermag. — Die Stromstärke und die
Klemmenspannung von Wechselstrommaschinen kann mit galvanometrischen Apparaten,
die permanente Magnete enthalten, nicht bestimmt werden. Dagegen sind nach Fig. 447
auf S. 326 konstruierte Instrumente auch hier verwendbar, doch müssen sie für Wechsel¬
strom besonders geeicht werden. Am häufigsten werden zur Messung von Wechselströmen
die sogenannten „Hitzdrahtinstrumente“ verwendet, die auf der Wirkung der Joule-
schen Wärme beruhen.
Der Hauptvorteil, den die Verwendung vonWechselströmen in der Elektro¬
technik gewährt, besteht in der Möglichkeit, mit sehr einfachen Mitteln Ströme
von niederer Spannung in solche von hoher Spannung (oder umgekehrt) zu
verwandeln, oder in der einfachen Transformierbarkeit der Wechsel¬
ströme. Man kann in der Wechselstrommaschine Ströme von hoher Potential¬
differenz (Spannung) erzeugen, diese durch Leitungen von kleinem Quer¬
schnitte selbst auf bedeutende Entfernungen leiten und am Orte der Be¬
stimmung den hochgespannten Strom dadurch „herabtransformieren“, daß
er als Primärstrom durch eine Spule mit sehr vielen V indungen geschickt
wird, während der Sekundärstrom einer Spule mit weniger Windungen ent¬
nommen wird. Diese Verbindung zweier Spulen bildet einen Transformator.
Ist i die Stromstärke, V die Spannung des Primärstromes, dagegen f die
Stromstärke, v die Spannung des Sekundärstromes, so sollte nach dem Energie¬
prinzip i. V=v.I sein; durch das Herabtransformieren der Spannung wird
also die Stromstärke erhöht. In Wirklichkeit treten allerdings dabei nicht ganz
unbeträchtliche Verluste auf, so daß das Produkt u. / um etwa 5% kleiner ist als i 1 •
Einen Transformator zur Umwandlung eines einphasigen Wechsel-
stromes zeigt schematisch Fig. 492. Auf dem wieder aus papierbezogenen Eisen-