gattungen bei ihrer Wiedervereinigung abermals weißes Licht ergeben. Von den
verschiedenen Methoden, dies zu erreichen, soll hier nur die Farbenmischung
durch eine Sammellinse (oder durch einen Hohlspiegel) erwähnt sein (Fig. 578).
Diese Linse ist dabei gegen den Schirm so lange zu verschieben, bis sie auf
dem Schirme ein scharfes Bild der mit weißem Lichte bestrahlten Vorderfläche
des Prismas entwirft. Dieses Bild ist dann weiß, da alle die verschiedenfarbigen
Fig. 578.
S'„
X
der Linse näher
Strahlen, die von einem beleuchteten
Punkte der Vorderfläche des Prismas
— z. B. von a — ausgehen, in einem
einzigen Punkte a‘ des Schirmes wieder
vereinigt werden, wobei sie die Farben¬
mischung „Weiß“ erzeugen, aus der sie
hervorgegangen sind. Die Vereinigungs¬
stelle aller gleichfarbigen Strahlen — der
Ort des reinen Spektrums — wird durch die Einschaltung
nach vorn geschoben (nach S"', S"‘ in Fig. 578).
Schiebt man bei dem eben geschilderten Versuche dort, wo das „reine
Spektrum“ entsteht (also bei S“‘ in Fig. 578) ein Prisma mit kleinem,
brechendem Winkel bei vertikaler Lage der brechenden Kante in den Strahlengang
ein, so wird ein Teil der farbig zerlegten Strahlen seitwärts auf den Schirm ab-
gelenkt, so daß auf diesem zwei Bilder der beleuchteten Prismenvorderfläche ent¬
stehen. Wirft man dabei die roten Strahlen aus dem Spektrum, so ist das abgelenkte
Bild rot, das ursprüngliche grünblau; bei weiterem Vorschieben des ablenkenden
Prismas erhält man die Farbenpaare „Orange und Blau“ bis „Gelb und Violett“.
Solche Paare, die vereinigt Weiß geben, heißen Komplementärfarben. Streng¬
genommen gehört zu jedem bestimmten Farbenton (z. B. zu einem bestimmten
Orange) ein anderer ganz bestimmter Komplementärfarbenton (in diesem Falle
ein gewisses Blau). Nur zum spektralen Grün mangelt ein solcher im Spektrum;
es ist dies eine Übergangsfarbe zwischen Kot und Violett, die man als Purpur
bezeichnet und die man bei dem obigen Versuche erhält, wenn man durch einen
spitzen Kartonkeil das spektrale Grün im reinen Spektrum abblendet.
Führt man den Versuch (Fig. 576) mit Sonnenlicht und hei sehr
engem Spalte aus, so bemerkt man, daß das horizontale Spektrum von
feinen schwarzen Linien, die in vertikaler Richtung verlaufen, durchzogen
ist, die man nach ihrem Entdecker als Fraunhofersehe Linien*) be-
*) josef v. Fraunhofer, geb. 1787 zu Straubing, gest. 182G zu München, war ebensowohl praktisch
■wie theoretisch auf dem Gebiete der Optik in hervorragender Weise tätig. Er begründete ein optisches
Institut in Benediktbeuren, das er später nach München verlegte und dessen Instrumente einen Weltruf
erlangten; im Jahre 1823 wurde er Mitglied der Akademie und Professor und Konservator des physikali¬
schen Kabinettes derselben. Entdecker der Beugungsspektra (Art. 253). Ygl. auch Art. 251.