IV
Zur Einführung.
denn doch zu allgemein bekannt, als daß ich mich durch einen
Schönheitsfehler von meiner ursprünglichen Auffassung sollte ab¬
bringen lassen.
Was weit mehr ins Gewicht fallen konnte, war Schalks immer¬
hin eigenartige, politisch stark ausgeprägte und in der Betätigung
von manchem als leidenschaftlich empfundene Persönlichkeit, die
bei allem Bemühen — auch im vorliegenden Falle —, die Quellen
allein sprechen zu lassen, vielleicht in ganz auffallender Weise
mit der Darstellung durchgehen konnte.
Aber Schalks Bestreben, die Zustände vergangener Zeiten,
die er zu schildern unternimmt, aus den Verhältnissen der Gegen¬
wart zu erfassen, zu erschließen und verständlich zu machen —
nur dieses Bemühen hat ihn vermocht, sich solches Verständnis
aus nächster Nähe anzueignen. Dergestalt ist er vielfach in po¬
litische Strömungen hineingezogen worden. Ob ihrer eine ihn
völlig befriedigt haben mag, wage ich nicht zu entscheiden. Doch
hat, wie ich glaube, ihn nur der Drang nach Wahrheit zum Wählen
und Verwerfen bewogen. So konnte es geschehen, daß sich
Schalk schließlich sogar von solchen politischen Richtungen ab¬
wandte und losmachte, deren Grundgedanken er jederzeit viel
Verständnis und denen er vor allem — seine Verhältnisse erlauben
ihm das — erhebliche Geldopfer entgegengebracht hat.
Denke man sich nun eine so gerichtete Persönlichkeit mit
Kenntnissen ausgerüstet, deren der Geschichtschreiber für das
XV. Jahrhunderts bedarf, und mit jenen Fertigkeiten ausgestattet,
welche das «Institut für österreichische Geschichtsforschung» ge¬
währen konnte. Mein Mitschüler aus Theodor von Sickels späteren
Jahren, gehörte er unzweifelhaft zu den begabtesten Teilnehmern
an dessen Vorträgen und Übungen. Allein wenn er auch seine
ausgesprochen deutsch-demokratische Gesinnung in all’ seine
Arbeit hineintrug, so hat Schalk doch niemals den arbeitsge¬
wandten und fleißigen «Institutler» verleugnet. Und eben das
macht hinwieder ihn, der seiner ganzen Denkweise nach vor¬
wiegend auf wirtschaftlichem und wirtschaftsgeschichtlichem Ge¬
biet tätig sein mußte, jeder politischen Richtung, der er sich
anschloß, zu einem willkommenen Bundesgenossen. Nicht weniger
sein offenes Auftreten und seine witzige Art, die Mitwelt zu be¬
urteilen, Dinge, denen man auch in seinen wissenschaftlichen
Leistungen begegnet.