Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 —1463.
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Ebser wird sein Schloß Niederwaiden mit einem Heere umzingelt
und mit Gewalt erobert. Als Leonhard dies sah, begab er sich
heimlich zu Pangratz und übergab vertragsmäßig im Jahre 1448
Räubern und seiner Gemahlin, Gertrud aus dem Geschlechte derer
von Ror, die grausam und ihm an Sitten nicht unebenbürtig
war, die Ansprüche auf das Schloß, während es vom Landes¬
fürsten damals der Burghut des Hubmeisters Sigmund von Ebers¬
dorf einvertraut wurde, der es auch in Besitz nahm.') Am Krem¬
ser Landtage von 14482) (einberufen für den 4. Nov.) beschäftigte
man sich mit ihm: «Item als klag ist wider den Orberger, das
unser gnedigister herr, der kunig etc. den allen, die über in kla¬
gen und in gegen einander für Sein Gnad oder wem Sein Gnad
darzu schaff, beschaid und hör die. Und wo sich vindet, das
solh und ander unpillich Sachen haben gehandelt, darumb tue
den clagunden von im genug, wo aber er nicht schuld hiet, des
lass in gemessen. Ob er dem nicht gehorsam wurde, so sol man
darzutun, als vorbegriffen ist.»
Wenige Wochen, nachdem Sigmund von Ebersdorf das Schloß
übernommen hatte,3) riß der Bruder des Pangratz in einer stür¬
mischen Nacht dasselbe heimlich und mit Gewalt an sich, mit
der Behauptung, er besitze dasselbe unter dem Rechtstitel eines
Kaufes.4) Wie ihm dasselbe 1449 durch den Grafen Ulrich von
Cilli abgewonnen wurde, wurde schon im Abschnitte über Pan¬
gratz erzählt. |
8. Die Räuber von Güns. \
Was von diesen und was von Einzelnen, die sich zu verbergen
wußten, in Ausübung von Grausamkeiten geleistet wurde, ver¬
mag Ebendorffer5) nicht zu erzählen, «das Pergament würde
es nicht fassen und seine gelähmte Hand hätte nicht Kraft genug,
es aufzuschreiben.» Die Ereignisse fallen in iTas Jahr 1444. Am
11. August1’) schreiben Oswald, Bürgermeister und Andre von
Gürmend, Stadtrichter zu Ödenburg, an die Stadt Wien: über
- *) Im Feld vor Weyden w;ir Sigmund von Eberstorf im }. 1449, 26. Juni.
QuGStW. I/7, 281, Nr. 15245.
2) An. Vind. II, 1347, Nr. CXLI.
3) Das dadurch dem landesfürstl. Urbar einverleibt wurde. Im Feld vor
Weyden war Sigmund v. Eberstorf am 26. Juni 1449. Siehe oben.
4) Wie es später Gamaret Fronauer mit Ort machte.
J) Fez II, 863. 6) QuGStW. II/2, 244, Nr. 3009.