Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463.
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«hei 11t in der nacht von Neustadt aus das geslos und vesten
Harrenstain»') ersteigen lassen. Da aber das Schloß sich noch
nicht ergeben habe, was ihm, seiner Muhme und seinem Vetter
König Lasslavven «vast widerwertig sei», so ersucht er sie, ihm
ohne Verzug «ainen geraisigen zeug und auch fussvolkh, wol
gezeugt und geharnascht», so viel sie davon aufbringen können,
zuzusenden. Aber schon am 28. Jänner2) widerruft er dieses sein
Ersuchen, er habe die Angelegenheit des Schlosses Hernstein
«zu baiderseitt nidergelegt, also dass daselb geslos wider bei
dem grafen (Emereich) zu Harrenstain steet», weshalb sie ihm
diesmal kein Volk zu schicken brauchen. Am 29.3) antwortet
der König den Wienern, ihre Mitteilung, daij sie ihm 3oo Mann
«zu rossen und zu fussen» schicken wollen, habe er mit Wohl¬
gefallen zur Kenntnis genommen. Der von Liechtenstain habe das
Schloß Hernstein ohne sein Wissen in der Nacht ersteigen
lassen, was ihm sehr mißfallen hätte. Er habe ihnen um Mann¬
schaft geschrieben, das mit ihrer und «anderer lantleut und hof-
gesind hilfe ze underkomen», da Graf Emereich (von Pösing)
sich ihm, der Königin von Ungarn und König Ladislaus treu
erwiesen habe. Deshalb habe er auch die Angelegenheit zu
friedlichem Austrage gebracht und bedürfe daher des Volkes
nicht. Die Wiener hatten sich zum Feldzuge schon vorbereitet
und die «Genanntenglocke» schon läuten lassen, «als man lür
den Harrenstain solt gezogen sein».4) Doch verlangt im Jahre
1445, 3. August5) wegen des Harrenstein Friedrich neuerdings
Hilfe von den Wienern, um den «zu seinen handen ze pringen».
Fehde mit Rüdiger von Starhemberg, Landmarschall
von Österreich.
Schon am Wiener Landtage vom 3o. November 1440")
dringen die Stände auf Beilegung der Differenzen zwischen «dem
grafen von Pösing und dem von Starhemberg». Ruedger von
*) Hernstein bei Pottenstein gehörte zum landesfürstl. Urbar Nr. 28 des Ver¬
zeichnisses.
2) QuGStW. II/2, 188, Nr. 2766.
3) QuGStW. II/2, 189, Nr. 2767.
4) Schlager, Wiener Sk. V, 146.
J) QuGStW. II/2, 263, Nr. 3no.
6) An. Vind. II, 862, Nr. X/4a.