Zur Einführung.
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Doch ich laufe Gefahr, die «wenigen Worte», die ich zur Ein¬
führung in dem von Schalk hiemit vorgelegten eingehenden Bericht
«Aus der Zeit des österreichischen Faustrechtes 1440 —1463» und
über «Das Wiener Patriziat um die Zeit des Aufstandes von
1462 sowie die Gründe dieses Ereignisses» vorausschicken wollte,
in ein kleines Lebensbild auszugestalten, zu dem vielleicht der
noch Lebende manchen neuen Zug beisteuern würde. Nun aber
zu der Aufgabe, die ich mir eigentlich gestellt habe.
Fast scheint es, als habe Schalk der Kritik die Feder aus
der Hand nehmen wollen, wenn er in einigen einleitenden Worten
die eigentliche Tendenz seiner Darstellung kennzeichnet. Allein
mir entwindet er sie damit nicht; ich schreibe nämlich keine
Kritik, ich stehe auf seiner Seite. Ob jenes kurze Vorwort, in
dem er darzutun sucht, wie nahe er dem Leser zu kommen
trachte, wie nahe er ihm stehe, indem er die Quellen so viel als
möglich allein und für sich sprechen lasse, ungeteilten Beifall
oder auch nur teilweises Verständnis finden wird, berührt mich
daher gar nicht. Meiner Ansicht wie viel oder wie wenig
ich der heutigen gebildeten Welt, soferne sie nicht auch über
Fachkenntnisse verfügt, zütrauen darf, spätmittelalterliche oder
frühneuzeitliche Quellen zu lesen, und wie weit diese Veröffent¬
lichungen doch auch kommentiert sein müssen, will ich auch keine
Worte leihen. Liier ist lediglich das meine Aufgabe, die Leser
zu bitten, die schon durch die Verschiedenheit der Berichte —
verschiedenartig durch ihre Verfasser und Schreiber — lebhaft
gewordene Darstellung möglichst unmittelbar auf sich wirken zu
lassen, um so gewissermaßen dem Stimmengewirr, das aus jenen
entschwundenen Tagen herüberdringt, die Erkenntnis der wirk¬
lichen Vorgänge abzugewinnen. Daß dies ganz leicht sei, will ich
ja nicht behaupten. Aber ist es denn leichter, durch umständ¬
liche Erwägungen hindurch das vielleicht doch nicht ganz scharf
zu fassende Endergebnis verständlich zu machen? Mitunter aller¬
dings hat es mir notwendig geschienen, zu dem verbindenden
Text, dessen der Autor doch nicht ganz entraten konnte, einiges
hinzuzufügen, gerade dort vor allem, wo nebeneinander laufende
Berichte in unleugbarem Gegensatz zueinander zu stehen schienen.
Solche Zusätze sind durch (L) kenntlich gemacht, in einigen
hälfen von Schalk selbst, wenn ich es verabsäumt hatte und
er mir die Verantwortung für meine Vermerke überlassen wollte.