Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

VI 
Zur Einführung. 
Genauere Würdigung der zur Darstellung herangezogenen 
Quellenschriften wird vielleicht gewünscht werden. Allein es kann 
nicht Schalk zum Vorwurf gemacht werden, wenn es an all dem 
so sehr gebricht. Derlei Untersuchungen stehen eben noch gerade 
hinsichtlich der zur Erkenntnis jener Zeitläufte meist wertvollen 
Chroniken aus und werden wohl auch erst als Vorboten oder im 
besten Falle in Begleitung der eben so dringend gewordenen 
Neuausgaben eines Hinderbach, eines Anonymus, eines Eben- 
dorffer u. a. zutage treten. Und bloß zum Zwecke der möglichst 
getreuen Schilderung eines bewegten Zeitgebildes Untersuchungen 
über den Quellenstand anzustellen, mag eine vom Standpunkte 
strengster Kritik wohl mit Recht geforderte Vorarbeit sein, es 
kann aber solcher Forderung entgegengehalten werden, daß ja 
die beste Kritik sich doch gerade aus der Nebeneinanderstellung 
der Berichte ergeben wird, wie Schalk sie hier vornimmt. Jeden¬ 
falls würde dieser Vorhalt zur Milderung jenes Gebotes beitragen. 
Anderseits wieder wird zuzugeben sein, daß gerade die wichtige 
Frage nach dem Alter einer Quelle, nach den Zuflüssen, die 
sie speisen, u. a. m. unabhängig von dem Urteil über größere 
oder geringere Zuverlässigkeit wird beantwortet werden können. 
So möge Schalks quellenkritische Chronik wie er selbst 
ihn genannt zu wissen wünscht — ein letzter, immerhin bemerkens¬ 
werter Versuch sein, mit Hilfe der Mittel, wie sie eben vorliegen, 
der Wahrheit über die Geschichte Wiens gegen Ausgang des 
Mittelalters so nahe als möglich zu kommen. Möge sie vor allem 
zu eifriger Durchforschung der Quellengebiete anspornen und 
nicht zum wenigsten zu besserer Fassung der Quellen selbst. 
Dann wird Schalks letzte Arbeit, die größte, die er nach Umfang 
und Inhalt überhaupt geleistet, nicht nur ein achtungsgebietender 
Zoll sein, den er seiner Vaterstadt, in der er behaust und be¬ 
dienstet gewesen, abgestattet hat, sondern sogar ein neuer wert¬ 
voller Beleg dafür, daß die Schule, aus der er hervorgegangen, 
auch einen Mann, der so sehr nach Selbständigkeit strebte und 
dem bei alledem eine so große Neigung eigen war, sich an den 
menschenfreundlichen Bestrebungen seiner Zeit auch auf öffent¬ 
lichem Gebiete zu beteiligen, dennoch'vermocht hat, sich die 
Fesseln wissenschaftlicher Schulung gefallen zu lassen, die ihn 
immer wieder emporgehoben und ihn gehindert haben, die Fahne 
der Wissenschaft im Strudel der Politik zu verlieren.
	        
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