Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

Zur Einführung. 
VII 
Es war in Anbetracht heutiger Heeresmassen ein ver¬ 
schwindend «klein Häuflein Reiter», die am 9. April 1463 «am 
Hof» zu Wien «Rädel» machten und, die Spieße nach außen ge¬ 
kehrt, gegen den johlenden und drohenden Janhagel Stellung 
nahmen. Zum Schutze Wiens, so hatte Holtzer in seiner eingangs 
erwähnten Karfreitagsrede vorgegeben, seien sie vom Kaiser 
gesandt worden. Das wurde von den Wienern nicht erkannt 
und ihnen fiel jenes Fähnlein Knechte zum Opfer. Ihr «Rädel¬ 
führer»,' kein Rädelsführer in heutigen Sinne, Ritter Augustin 
endete auf Erzherzog Albrechts Befehl — als treuer Diener von 
dessen kaiserlichem Bruder — auf dem Blutgerüst. 
Mögen die lichten Lanzen, die für geschichtliche Wahrheit 
eingelegt werden, ein besseres Los und einen anderen Erfolg 
haben auch in Wien, dem sie ja gerne dienen wollte die kleine 
Schar, die hineinleuchtet in die Tiefen der Vorzeit, Vertreter 
deutscher Wissenschaft, verläßlich und treu, «wann es sind all 
deutsch knecht, den wol zu vertrauen ist». 
Gailneukirchen bei Linz, Christabend 1918. 
Und wie bald sollte diesen Worten sein Nachruf folgen. 
Vorliegende Ausführungen, an denen allen sonst nichts ge¬ 
ändert ward, lagen schon im Reindruck vor und nur plötzlich 
aufgetauchte redaktionelle Bedenken verzögerten den Abschluß 
des Bandes — als unverhoffte, erschütternde Kunde aus Mödling 
kam. Schalk hatte den Tod seiner Gattin, einer Miß Berta 
Brogden, nicht überleben können, die ihn schon einmal aus geistiger 
Umdämmerung herausgeführt hatte. — Schalk neigte zu Mikro¬ 
manie, Kleinheitswahn, Kleinere als er leiden am Gegenteil. — 
Aber die Befürchtung, die sie immer gehegt und oft geäußert, 
hat sich bald nach ihrem Heimgang bewahrheitet. 
Und hielt nicht auch mich etwas wie Ahnung gebannt? Schon 
als ich die Korrekturen der «Quellenkritischen Chronik»’ las, in 
deren Ausgestaltung Schalk sich nicht genug tun konnte, ohne 
daß doch der bald Siebzigjährige es über sich gebracht hätte, 
eine vielfach gewünschte Umarbeit vorzunehmen, schon damals 
hielt mich der Gedanke: «das ist sein Letztes». 
Es schien jedoch in den letzten Wochen gar kein Anlaß zu 
Befürchtungen vorzuliegen. Nachdem Schalk sein Werk mit
	        
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