Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

m. Der Bürgerkrieg in den Jahren 1461 und 
1462 bis zur Absage der Stadt Wien vom 
5. Oktober 1462. 
Die wesentlich letzten Ursachen für den Ausbruch des großen 
Bürgerkrieges in Österreich lagen in dem Gegensätze zwischen 
der Auffassung der adeligen Stände und der des Kaisers in bezug 
auf das Wesen des Staates. Der Adel strebte die Fortdauer des 
feudalen Ständestaates an, wie er aus der Zeit der Babenberger 
her sich unter den Habsburgern fortentwickelt und noch unter 
Herzog Albrecht V> bestanden hatte. Kaiser Friedrich dagegen 
war ein Vertreter absoluter Fürstenmacht in Österreich1) — wenn 
wir von Rudolf IV. absehön —• wohl der erste. Diese Fürstenmacht. • 
übte der Flerrscher durch von ihm ausgewählte, zum Teile an 
den Hochschulen herangebildete Beamte aus. Die Partei des 
Adels fand einen willkommenen Führer an dem Bruder des Kai¬ 
sers, Albrecht VI., der sich gerne finden ließ, um seine eigenen 
ehrgeizigen Machtgelüste zu befriedigen. Die näheren Gründe, 
die zum Ausbruche des Aufstandes in einem gewissen Zeitpunkte 
führten, offenbart eben der Absagebrief des Erzherzogs. 
Das Programm der Adelspartei ist enthalten in «einer zedl», 
in der die zu Stockerau zu einem ungesetzlichen, weil vom 
Kaiser nicht einberufenen Rumpflandtage . es fehlten zwei Kurien, 
*) Diese absolutistische Tendenz kam deutlich zum Ausdruck auf der Rück¬ 
reise K. Friedrichs aus Mähren im Jahre 1459. So erzählt der Anonymus, 
Rauch 4z: «Als der Röm. kaiser dem .kunig von Pehem nu seine regalia gelihen 
he», khem er von Brünn wider gen Österreich und zorh daselbs zw den prela- 
ten, steten und mSrkhten und nam von in aid und gelüb als ein landsfürst, aber 
ettlich aus den merkhten, als zw Haderstorff (Lf. U. von 1455, Nr. 25), Gobels- 
burkh (Lf. U. v. 1442, Nr. 5), die herren Ulrich Eytzinger waren (Eytzinger 
wollte ja selbst Landesfürst werden wie PodÜbrad und Matthias Corvinus!) ver¬ 
schoben sich des [zu widerjsetzen, wenn sy demsejben Eytzinger nach ge- 
schefft des kaiser, dieweil er Vormund in dem land ze Österreich was gewesen, 
geswarn heten. Solich aid und swern, die er also aufnam, kam im 
darnach von der landschaft zu schaden und zu verdenkhen, wenn ett- 
lieh redten, er solt das getan haben in ainem landtag, da die land¬ 
schatt bei einander wer gesamet gewesen. Die andern sprachen, er 
wolt fürbaser khainen landtag mer halten, als das wol an im selbs was» 
(l’etat c’est moi).
	        
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