Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

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Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463. 
seinen Räten und Landleuten ganze Gewalt haben solle, jeden der 
vorgemeldeten Artikel mit Recht gänzlich zu entscheiden. Außer¬ 
dem beschlossen die Stände die Ausschreibung eines neuen Land¬ 
tages wieder nach Wullersdorf für den 22. März. 
In dem Vorgehen der adeligen Stände lag nun zweifellos 
schon Landesverrat und der Kaiser erklärte in seinem Schreiben 
an die adeligen Stände vom 2 3. März 1460') die Abhaltung der 
Landtage zu Stockerau, Göllersdorf und Guntersdorf und den 
Beschluß zur Abhaltung eines neuen Landtages zu Wullersdorf 
als ein »grob fürnemen», wodurch er und das löbliche Herkommen, 
Freiheit und Obrigkeit und fürstlicher Gewaltsam des Fürstentums 
Österreich nicht klein beschwert seien. Sie mögen solche «Sa- 
mungen, Tagsatzungen und Widerwärtigkeiten» unterlassen. Da 
die Beziehungen der Stände zum Kaiser sich nicht freundlicher 
gestalteten, sondern im Laufe der Zeit immer mehr verschlech¬ 
terten, und da anderseits Erzherzog Albrecht mit dem Inhalt der 
vom Kaiser und Herzog Sigmund nach dem- Tode Ladislaus’ 
getroffenen Vereinbarungen über die Teilung der Erbländer nicht 
zufrieden war, sondern seinem kaiserlichen Bruder ganz Österreich 
entreißen wollte,1 2) fanden sich die «schönen Seelen» gar bald. 
Auf dem Landtage von St. Pölten3) baten die adeligen Stände 
«Sein fürstlich Gnad [Erzherzog Albrecht] sich umb sy anzu¬ 
nehmen und sy pei iren freihaiten und gerechtigkaiten zu halten, 
so wollen sy als getrew landlewt Seinen Gnaden gehorsam und 
gewertig sein und im mit irem leib und guett heißen, das er zu 
der regier des lands eingesetzt würd. Das alles nam auff herzog 
Albrecht und gab sich genzlich in der lantleutt willen und be- 
gern. Darnach [im Monat April] ward ein tag gelegt gen der 
Freinstatt.4) Daselbs die landlewt den fürsten besatzten mit 
reten und ambtlewten und betrachteten veld ze machen und den 
fürsten inzesetzen in die regier des lands mit gewalt. Und ver- 
schriben sich daselbs gegen dem fürsten, von im nymermer ab- 
1) Mat. z. österr. Gesch. II, 197, Nr. CLXI. 
2) Krones 1. c. 382. 
3) Anon. Rauch, 63. 
4) Die Kapitulation, resp. Assekuration, die Albrecht den Ständen gab, 
sie als Landesherr bei ihren Freiheiten zu belassen, datiert vom 28. April 1461 
zu der Freinstat. Original im Landesarchiv Sign. A. V., Fach Nr. 14 abgedruckte Bei¬ 
lage. Ebendorffer in Pez II, ($57 
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