Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463.
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So der jüngere, tatkräftige an den älteren Bruder. Man
mul.i gestehen, daß diese Kriegserklärung Hand und Fuß hat
und eine glückliche Begründung aufzeigt. Das Ziel des Krieges
war somit die Eroberung von Niederösterreich. Stützpunkte
für Albrechts Fleer waren von vornherein die Schlösser seiner
Anhänger. Zunächst wollte er durch befestigte Feldlager (Tabors,
Täber, bastitae) sich weitere Stützpunkte schaffen. Den Anfang
machte er mit jenen, die ihm Fronauer übergeben hatte, mit Trüben¬
see, Schweinbarth und Pirawarth, sämtliche nördlich der Donau
gelegen. Wir werden noch sehen, wie einer seiner Hauptleute,
Jörg von Pottendorf, im Süden einen solchen Stützpunkt schuf
durch Verschanzung der Kirche von Guntramsdorf.1) Albert mußte
aber vor allem darnach trachten, die festen Städte und Märkte
und insbesonders Wien für sich zu gewinnen', sei es durch Erobe¬
rung oder, was für ihn günstiger war, durch freiwilligen Anschluß.
Das wichtigste nächste Kriegsziel war unstreitig der Besitz von
Wien. Überblicken wir den Kriegsschauplatz von Wien als Mittel¬
punkt aus, so hatte Albrecht ungefähr ein Jahr nach Eröffnung
des Krieges, am 25. Mai 1462, im Felde im Norden Kriegsvolk
mit dem Sitze in «Sweinbart» unter dem Hauptmann Pudmensky
(richtig Podmanicki); im Osten die Leute von den Ungarischen
Posseken; im Westen den Fronauer in «Trübensee», den Mar¬
schall in Tulln und den «Nankchenreutter» (Ankchelreuter) in
Klosterneuburg; im Süden den Jörg von Pottendorf und den
Georg von Vettau mit Volk in Ebenfurt, Achau, Münchendorf,
Guntramsdorf und Enzersdorf und den Stikchelperger in Sachsen¬
gang. Auch die Kriegführung Erzherzog Albrechts verrät einen
denkenden, planmäßig vorgehenden Kopf.2) Der Kaiser hielt seit
Beginn 1462 eigentlich nur im Süden der Stadt Truppen unter
der Führung von «Brüdern», nämlich des Heinrich Smikouski
von Saar und des Hinko von Tainfalt, um sich den Weg
von Wiener-Neustadt nach Wien offen zu halten. Gegen Westen,
Norden und Osten sich zu verteidigen, überließ er der Stadt
Wien allein.
*) Copeyb. 315, Nr. CLX.
2) Bekanntlich ist Albrecht VI. auch der Gründer der Universität Freiburg
im Breisgau in den ihm gehörenden Vorlanden.