Karl Schalk.
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Zug Albrechts von Linz nach Klosterneuburg.
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Der Krieg wurde von Norden her eröffnet. Erherzog Albrecht
brach von Linz auf. Die Wiener sandten im Jahre 1461, 16. Mai
den Jörg Erling als «lauffenden» Boten, heute würde man sagen
als Späher, «gen Lynntz, Wells, Enns, Steyer oder wo er main
genedigen herrn herezog Albrechten find, daselbs kuntschaft zu
erfarn, ob er sich in herfart und veld aufmach und wohin er
ziehen welle. Ist der pot gar gen Passaw gangen», woselbst ihm
«herezog» Albrecht begegnete, der auf dem Wasser «von der Etsch»
herabziehend anrückte, und ist «an sein rosscheffen herab bis gen
Lyntz mitgefarn und da gesehen püchsen und ander zewg zu
veld ze richten».1) Erling ist als Kundschafter «also ausgewesen
4 wochen, er erhielt ze Ion 4 Pfd. Pfenn.». Am 28. Juni schrieb
die Stadt an den Kaiser,2) daß ihr der Herr Heinrich von Liechten¬
stein und der Koska abgesagt haben, man bereite sich zum
Kriege vor in Ungarn, Böhmen, Österreich, Bayern und Mähren,
Erzherzog Albrecht werde mit den Landleuten und anderen am
3o. Juni ins Feld rücken. Die Wiener sind noch kaisertreu; doch
weiter: indessen würden sie überdies von einem, der sie zu
schützen berufen sei, einem Hauptmann des Kaisers bedrängt.
Des kaiserlichen Hauptmannes Herrn Giskra Fußvolk ziehe in die
Dörfer um Wien aus, nehme den armen Leuten zu Lainz, Speising
und an anderen Orten bei Nacht und Nebel ihr Vieh weg, be¬
raube sie, so daß niemand vor ihnen sicher sei.
Der Kaiser sucht die Wiener in seinem Schreiben vom
5. Juli t 4613) zu beruhigen, auf baldige Besserung zu vertrösten.
Er habe den Giskra, seinen Rat und Hauptmann, nach Österreich
gefertigt und sich um Unterstützung des von Pösing, des Eller¬
bacher, Paumkircher und Grafenegker beworben.
27. Jan Giskra von Brandete/)
Giskra, ein berühmter Kriegsmann seiner Zeit, hauste a,uch als
Freund in unseren Gegenden wie ein Feind. Ihm war geboten
1) Schlager, Wiener Sk. V, 167.
2) Copeyb. 249, Nr. CXVI. 3) Copeyb. 254, Nr. CX.X.
4) Richtige Orthographie Jiskra = «Funke». Über ihn siehe Karajan in
Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte 21 ff.