Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

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Karl Schalk. 
gern ritterlich zur Wehre setzte. Albrecht sandte in die Stadt 
an die «gemain» Boten, daß sie etliche aus ihnen zu ihm ins 
Feld schicken; das taten sie, und wurden nun von ihm und den 
Landleuten bearbeitet, bei ihren Mitbürgern dahin zu wirken, 
daß sich die Stadt ihnen ergebe. Die Abgesandten richteten die 
Botschaft aus und die Stimmung in der Stadt gestaltete sich 
günstig für Albrecht. Unter denen, die sich vor allem für ihn 
einsetzten, nennt Beheim Peter Haiden, den er als «brodel- 
maister» geißelt, und einen gewissen Uelsperger. Zunächst gewann 
Albrecht zwei Vorstädte und die außer der Stadt gelegene Kirche. 
Zenger mit den Söldnern überfiel jedoch Albrechts Leute und 
brachte ihnen große Verluste bei. Die Tullner Bürger aber 
suchten nun Zenger den Rückzug in die innere Stadt zu verweh¬ 
ren und zogen dreimal die Zugbrücke vor dem Tore auf, doch ge¬ 
lang es ihnen nicht, den Zenger an der Rückkehr in die Stadt zu 
verhindern. Die Tullner ließen dann den Erzherzog in die Stadt 
ein, die am 18. Juli in seine Gewalt kam. Zenger wurde gefangen 
und nach Lehnpach1) in den Turm gelegt, wo er den ganzen 
langen Sommer gefangen gehalten wurde. Auch der Marktrichter 
Michael Markuelder (Marichuelder) wurde gefangen genommen, 
die Rolle, die er in der Sache spielte, ist unklar.2) Nach dem 
Anonymus wäre er auf des Kaisers Seite gestanden. Erzherzog 
Albrecht ließ sich von Tulln Treue sdhwören. Am 19. Juli schickte 
er den Fronauer mit anderen Räten an der Spitze von 400 Reitern 
nach Klosterneuburg. 
Nachdem die Bürger von Klosterneuburg unterrichtet wor¬ 
den, warum der Erzherzog in das Land gekommen wäre, 
schickten sie den Propst von Klosterneuburg und etliche Bürger 
mit ihm in das Feld zu den Fürsten und den Landleuten. Diese 
beschlossen ein Taiding und nahmen den Fürsten zu ihrem Herrn 
*) Etwa Neulengbach. 
2) Beheim 209, V. 15fr. «Doch spricht man, daz der Markuelder zu disem 
Zenger springend wer und ain pagner, der hiess Taman, do dy andern gen im 
vom stan und mainaid an im worden. In dem rumor und harden Michel Mark¬ 
uelder auff der vart auch von disen gevangen wart. Her nacher sich sein sach 
pegab, daz er van dem herzagen ab ward da erpeten sider under wart ledig 
wider.» Anderseits erwähnt er ihn unter den bösen Tullnern: S. 209, V. 5 ff. 
Nun was ainer dyseiben sLund richter, der hiess Markuelder, und sust ainer bro- 
delmaister und der schalkait vollaister Peter Haiden derselbig hiess.» Die 
alberne Dichterei djeses Reimeschmiedes Beheim schafft mitunter nur Unklarheiten.
	        
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