Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463.
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auf. Albrecht begab sich nun persönlich nach Klosterneuburg,
nahm die Bürger in Eid und Gelöbnis und besetzte die Stadt
mit Hauptleuten. Unter Albrechts besonderen Anhängern nennt
Behe im den Wisent von Klosterneuburg.1) Darnach begab sich
der Erzherzog wieder ins Feld.
Am 25. Juli2) wandte sich die Stadt Wien an den Kaiser mit
der Beschwerde, daß die von ihm angekündigten von Pösing,
Ellerbach, Probst und Pemkircher nicht gekommen seien3). Herr
Jan Giskra habe die Zeit her mit seinem Volk jenseits des Waldes
auf dem Tullnerfeld und nach dem Falle von Tulln diesseits des
Waldes unter dem Gebirg großen Schaden an Märkten und Dör¬
fern zu beiden Seiten des Wienerbergs getan. Die Stadt ist
nun mit des Giskras Volk zusamt den Feinden des Kaisers dies-
und jenseits der Donau merklich verlegt und ist täglich der
Absperrung gewärtig, nachdem Erzherzog Albrecht den Wiener¬
wald um die Stadt verhackt hat, damit man von der Stadt aus
über den Wald mit Nahrung weder herein, noch hinauskommen
könne. Am 3o. Juli4) entschuldigte sich Albrecht in einem vom
held im Gluthafen aus datierten Schreiben, daß man lügenhafte
Berichte über ihn verbreite. Die Bürger zu Ybbs und Tulln hätten
sich, um des Friedens und gemeinen Nutzens von Haus Öster¬
reich willen zu ihm getan, und nun erzähle man, es seien ihnen
die Schlüssel zu ihren Gemächern genommen und ihre Weiber
und Töchter ihrer Ehre beraubt worden. Man möge in diese
Städte schreiben und sich erkundigen, ob dies wahr sei. Ebenso
erzähle man von ihm, er solle sich auf die Stadt Wien einen An¬
schlag vorgenommen haben, er sei ferner, als er von Linz her¬
gezogen, 180.000 Gulden schuldig geblieben, deren größten Teil
er in Eger verspielt haben solle. Er verwahrt sich gegen der-
ai tige Ausstreuungen und lädt die Stadt ein, man möge etliche
vom Rat, aus den Genannten und der Gemeinde zu ihm ins Feld
schicken, «mit denen er ettwevil seine notdurfft reden, und ihr
und des ganzen haws Österreich nucz und frumen betrachten
J) Beheim, 214. 2) Copeyb. 261, Nr. CXXVI.
3) Die Stadt, die sich im Stich gelassen sah, hatte am 24. Juni den Gideon
von Moschenaw und von 1 eyntz zum Hauptmann aufgenommen mit 12 Pferden
zu dienen um einen Quattembersold von 200 Pfd. Pfenn. Schlager, Wiener
Sk. V, 166.
4 Copeyb. 262, Nr. CXXVII.