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Kurl Schalk.
wolle». Am 3i. Juli brach Erzherzog Albrecht bei Königstetten
auf,1) durchzog den selben Tag den [Wienerjwald und schlug
sich bei Hadersdorf auf einer Wiese nieder, und zwar unten
«nach dem Hölzlein».
Da erschien für die bedrängte Hauptstadt die Rettung; es
kam Herr «Iskra» mit gegen 2500 Mann und die vom Kaiser
angekündigten Grafenecker und Paumkircher mit Söldnern gegen
Wien und machten gegen den Erzherzog Feld; sie schlugen sich
bei Sankt Tibold in den Weingärten zunächst den Zäunen knapp
am Steilrand zum Wienflusse nieder.5)
Am 2. August schickte Albrecht die Zuschrift an die Stadt,
Rat, Genannte und Gemain, mit der Aufforderung, etliche aus
ihnen zu ihm in das Feld zu senden, denen wollte er zu erkennen
geben, warum er gekommen wäre.3) Die Wiener antworteten am
4. August,4) daß sie dies ohne Zustimmung des Kaisers nicht tun
könnten. Was der darin schaffe, dem wollten sie gehorsam nach¬
gehen. Die Wiener waren somit damals noch kaisertreu.
Am 5. August morgens um die siebente Stunde brach
Albrecht von Hietzing auf. Auch von Süden her muß sich der
Erzherzog Wien genähert haben; er zieht über den Wienerberg
und schlägt sich unten bei dem Inzersbach auf die Wiese, wo
er bei acht Tage liegen blieb. Beim Aufbruche des Erzherzogs
schlug man in Wien die Glocken an, worauf das Volk aus den
vier Vierteln, jedes unter seinem Panier, sich sammelte.5) Hierauf
zog die Kaiserin Eleonora mit einigen ihrer Jungfrauen hinaus
auf das Feld gegen Sankt Tibolt, wo auch das Volk des «Iskra»
sowie Grafenecker und Paumkirchner mit ihren Söldnern versam¬
melt waren. Sie standen wohl in der Stärke von 6000 Mann
und zeigten sich dem Erzherzog in einer Demonstrationsparade.
Hierauf zogen sie sich in die Stadt zurück.
Am 8. August kamen die Räte des Königs von Böhmen
gegen Wien, ritten in das Feld zum Erzherzog und den Stän-
1) Anon. Rauch, 65.
2) Noch bis vor kurzem das Polizeigefangenhaus im VI. Wiener Bezirke,
St. Theobald, jetzt niedergelegt. Es lag an der Grenze der Vorstadt, nahe den
um die Vorstädte gehenden Zäunen, deren Befestigung.
3) Schreiben datiert vom 3i Juli 1461 im Copeyb. 264, Nr. CXXVIII.
4) Copeyb. 264, Nr. CXXIX.
5) Diese Viertelfahnen sind nicht mehr vorhanden, wohl aber die Bürger¬
fahne aus dem Jahre 1465. Zeitschr. f. hist. Waffenkunde II, 304.