Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

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Kurl Schalk. 
wolle». Am 3i. Juli brach Erzherzog Albrecht bei Königstetten 
auf,1) durchzog den selben Tag den [Wienerjwald und schlug 
sich bei Hadersdorf auf einer Wiese nieder, und zwar unten 
«nach dem Hölzlein». 
Da erschien für die bedrängte Hauptstadt die Rettung; es 
kam Herr «Iskra» mit gegen 2500 Mann und die vom Kaiser 
angekündigten Grafenecker und Paumkircher mit Söldnern gegen 
Wien und machten gegen den Erzherzog Feld; sie schlugen sich 
bei Sankt Tibold in den Weingärten zunächst den Zäunen knapp 
am Steilrand zum Wienflusse nieder.5) 
Am 2. August schickte Albrecht die Zuschrift an die Stadt, 
Rat, Genannte und Gemain, mit der Aufforderung, etliche aus 
ihnen zu ihm in das Feld zu senden, denen wollte er zu erkennen 
geben, warum er gekommen wäre.3) Die Wiener antworteten am 
4. August,4) daß sie dies ohne Zustimmung des Kaisers nicht tun 
könnten. Was der darin schaffe, dem wollten sie gehorsam nach¬ 
gehen. Die Wiener waren somit damals noch kaisertreu. 
Am 5. August morgens um die siebente Stunde brach 
Albrecht von Hietzing auf. Auch von Süden her muß sich der 
Erzherzog Wien genähert haben; er zieht über den Wienerberg 
und schlägt sich unten bei dem Inzersbach auf die Wiese, wo 
er bei acht Tage liegen blieb. Beim Aufbruche des Erzherzogs 
schlug man in Wien die Glocken an, worauf das Volk aus den 
vier Vierteln, jedes unter seinem Panier, sich sammelte.5) Hierauf 
zog die Kaiserin Eleonora mit einigen ihrer Jungfrauen hinaus 
auf das Feld gegen Sankt Tibolt, wo auch das Volk des «Iskra» 
sowie Grafenecker und Paumkirchner mit ihren Söldnern versam¬ 
melt waren. Sie standen wohl in der Stärke von 6000 Mann 
und zeigten sich dem Erzherzog in einer Demonstrationsparade. 
Hierauf zogen sie sich in die Stadt zurück. 
Am 8. August kamen die Räte des Königs von Böhmen 
gegen Wien, ritten in das Feld zum Erzherzog und den Stän- 
1) Anon. Rauch, 65. 
2) Noch bis vor kurzem das Polizeigefangenhaus im VI. Wiener Bezirke, 
St. Theobald, jetzt niedergelegt. Es lag an der Grenze der Vorstadt, nahe den 
um die Vorstädte gehenden Zäunen, deren Befestigung. 
3) Schreiben datiert vom 3i Juli 1461 im Copeyb. 264, Nr. CXXVIII. 
4) Copeyb. 264, Nr. CXXIX. 
5) Diese Viertelfahnen sind nicht mehr vorhanden, wohl aber die Bürger¬ 
fahne aus dem Jahre 1465. Zeitschr. f. hist. Waffenkunde II, 304.
	        
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