Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463.
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Partei des Erzherzogs Albrecht, und Oswald Reicholf, der eine
objektive Stellung zwischen den feindlichen Brüdern einnehmen
wollte, wurden im Jahre 1463 hingerichtet,Simon Pötel undNiclas
Teschler, die Führer der kaiserlichen Partei, überlebten zwar
die blutige Zeit, brachten aber beide einige Zeit in Haft zu und
Teschler wurde sogar gefoltert. Als König Ladislaus sie im Jahre
1453 auserwählte, gehörten sie wohl zu den reichsten und an¬
gesehensten Männern Wiens. Reicholf,') aus einer in Wien an¬
sässigen Familie, repräsentiert den Typus des «Erbbürgertums»
im älteren Sinne, er war hauptsächlich Weingüterbesitzer und
Weinhändler; die anderen dürften alle nach Wien zugewandert sein;
Pötel aus Kempten, Teschler aus Ravensburg, Holtzer aus Preß-
burg. Sie waren alle drei Kaufleute: Pötel Großhändler, Bankier
und Großgrundbesitzer, Teschler Bankier und vielleicht auch
Hotelier, Holtzer Pferde- und Ochsenhändler. Die Stadt Wien
machte für eine würdige Ausstattung dieses königlichen Gefolges,
«das der stat zu ern sein sollte», besondere Vorbereitungen. Die
städtische Gefolgschaft sollte ausgerüstet werden mit 40 Pferden
und mit ihren Wagen, jeden Wagen zu 4 Rossen, das bringt
zusammen 56 Rosse, es waren also 4 Wagen, einer für jeden der
Ausgewählten bestimmt.2)
Wenn König Ladislaus diese Männer auserwählte, mußten
sie ihm auch persönlich besonders vertrauenswürdig erscheinen.
Da Holtzer ein notorischer Anhänger Eytzingers war, dürfte
dieser bei der Auswahl der Personen wohl schon seinen Einfluß
auf den jungen König genommen haben. Zwischen Teschler
und Holtzer gab es allerdings persönliche Reibungen, da Tesch¬
ler zur Zeit seiner Stellung als Stadtrichter 1443 — 1445 Holtzer
hatte verurteilen und gefangensetzen lassen.3) Trotzdem sollten
sie hier gemeinsam wirken und waren von Ladislaus auch als
I )elegierte der Stadt für den Korneuburger Landtag bestimmt.
Auf dem Korneuburger Landtage kam es dann zum offenen
Bruche der beiden Nebenbuhler, des Grafen Ulrich von Cilli und
*) Der Nachweis der biographischen Notizen von Patriziern, die sich be¬
sonders hervorragend politisch betätigten, in Kapitel V.
2) An. Vind. II, i38i, Nr. CXLV.
3) Hinderbach in An. Vintl. II, 582. Diese für unsere Kenntnis der
Parteistellung der in der politischen Geschichte der Jahre 1452 bis 1458 besonders
hervortretenden Wiener Patrizier wichtige Stelle ist leider textlich in dem
Abdruck stark korrumpiert.