Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463.
25I
bracht, abzuwarten. Meister Hans Kirchhaimer wollte eine Ent¬
scheidung auf Grund des geistlichen Gerichtes herbeiführen. Er
(Pötel) habe sich nur nach «innhaltung der erbrechten, darumb
besunder geschrifft ist» gerichtet. Auf seine Verdächtigungen
habe er ihm geantwortet: «Maister Hanns, ir tut ungutlichen; ich
mag des nicht leiden, ich wil als wol recht sprechen als ir, die¬
weil ir nicht Sachen fürbringt auf mich, darumb ich es nicht tun
sull und hiett ir noch ainst gülden spängel auf der achsel und
mer pücher gelesen. Wolltet ir in meiner gelimphen reden, ich
wolt ew ains erzaigen lassen, daz ew nicht zu gut käme.»
Den Abschlul.1 des Zwischenfalles bildete die Abbitte seitens
Kirchhaimers am 18. November 1456:') «Lieber herr kirchmaister
| Pötel war damals Kirchenmeister von St. Stephan], Ich hab
ew vom Hansen des Herzogen gelassen guts wegen recht zu
sprechen, verwidert und bezigen, das ir den rat mit ainer un-
pilliehen figur (Stammbaum) an ew habt ziehen wellen und |ich
habe] an unserm allergenedigisten herrn, künig Lasslawen begert
ew venkchnussen und straffen ze lassen und [euch] auch bezigen,
an meiner venkchnuss schuld [zu| haben. Des hab ich in ain zorn
.4 e re dt und mich darinn gegen ew vergessen. Bitt ich ew lautter
durch gots willen, ir wellet mir das vergeben. Das wil ich
umb ew und die ewrn allezeit willigkleich verdienen.» Auch dem
Stadtschreiber Hirssauer leistete er Abbitte. Hierauf schlichtete
der Bürgermeister3) noch die Angelegenheit Holnbrunner-Kirch-
haimer aut gütlichem Wege.
Ulrich Eytzingers zweite Hegemonie 1456 (Ende) bis
1458 (seiner Gefangennehmung am 5. März).
Graf Ulrich von Cilli hatte in Belgrad am 9. November 1456
durch die Hand des älteren Sohnes des großen Hunyadi sein
tragisches Ende gefunden; nun kam wieder Ulrich Eytzinger an
den Hof des Königs Ladislaus3) und wieder begann das alte
Spiel, nur mit verwechselten Spielern.
Hatte Graf Cilli die Anhänger Eytzingers geschädigt und
verfolgt, wo er konnte, so erging es jetzt den Anhängern des
J) Copeyb. 50, Nr. E I. 2) Im Jahre 1456 Niclas Teschler.
3) Aeneas Sylvius in An. Viml. II, 469.