Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463. 
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Wolfgang Holtzer und die Übrigen, die die Herrschaft 
über das Volk an sich gerissen hatten, bezeigten dem Kaiser ihre 
Ehrfurcht und nachdem sie sich die Erlaubnis einer kurzen Unter¬ 
redung erbeten hatten, vereinbarten sie unter sich eine Ansprache, 
traten dann wieder dem Kaiser unter Augen und statteten ihm 
durch den Mund des Holtzer ihren Dank ab für die so gnädige 
und edelmütige Ansprache des Kaisers und das ihnen gegebene 
Versprechen. Alle, Arme wie Reiche, Jung und Alt, hätten es 
mit größter Freude aufgenommen. Nichts so Angenehmes und 
Süßes werde ihnen zuteil werden, als was sie von seinem Munde 
gehört haben, und daß sie ihn von Angesicht zu Angesicht ge¬ 
sehen hätten, wonach sie sich schon seit langem gesehnt hätten. 
Viel hätten sie um ihrer Treue willen zu ihm und zu seinem 
Schutze ausgestanden, aber schon hätten sie ihren Gleichmut 
wiedergewonnen, alles vergessen und in wunderbarer Weise er¬ 
götze seine Gegenwart. Holtzer wolle dies an seine Mitbürger 
und Volksgenossen und an jene Bürger bringen, welche zumeist 
durch ihr hohes Alter oder durch Krankheit oder durch irgend¬ 
welche dringende Geschäfte verhindert seien, jetzt zu erscheinen, 
auch weil diese Begegnung, von welcher viele nichts gewußt hätten, 
unerwartet und plötzlich erfolgt sei. Er bitte und flehe Se. Majestät 
an, sie möge nur noch kurze Zeit Geduld haben, die Nacht 
komme schon heran und es sei unbequem einzuziehen, auch wenn er 
wolle. Sie wollen den Einlaß nur über den morgigen Tag hinaus- 
schieben, daß sie Ihre Majestät und alle Landleute, die mit ihm 
sind, freudigen Herzens empfangen können. Wenn der Kaiser nur 
die Söldner draußen lasse, so werde auch Holtzer seine Söldner, 
Böhmen, Fremde und alle Übrigen am Tage vor Seiner Majestät 
Einzug entlassen. Weiteres wurde an diesem Abend nicht be¬ 
sprochen. 
Nachdem der Kaiser sie begrüßt und entlassen hatte, kehrte 
er in das Lager zurück. Der Kaiser aber beschloß, noch 
am selben Abend (24. August), nachdem er gespeist habe, 
in die Stadt einzuziehen. 
Holtzer, der einsah, daß er den kaiserlichen Einzug, dessen 
weiteren Aufschub er gewünscht hatte, nicht länger aufhalten 
könne, gab nun allen um ihn Befindlichen und anderen den Be¬ 
fehl, sich für denselben vorzubereiten, und ließ durch einen Trom¬ 
peter verkünden, daß alle zu dem Einzuge Zusammenwirken und
	        
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