Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463. 
331 
Am 4. Dezember sollte der Kaiser die Burg verlassen. Zwischen 
Erzherzog Albrecht und dem König von Böhmen war auch ver¬ 
einbart, daß die Kaiserin mit dem jungen Prinzen nach Wiener- 
Neustadt abziehe. Auch damit waren Holtzer und Genossen nicht 
einverstanden. Es schien ihnen hart, den Kaiser frei ziehen zu 
lassen, ohne daß man an ihm und seiner Umgebung sein Mütchen 
gekühlt hatte. Da sie aber erkannten, daß sie gegen das Über¬ 
einkommen zwischen Erzherzog Albrecht und dem König von 
Böhmen nicht auftreten könnten, wendeten sie ihren Sinn der Plün¬ 
derung des Bürgergutes zu, des Hausrates und all dessen, was noch 
übrig geblieben war, obwohl der Erzherzog dies in dem Ver¬ 
trage ausdrücklich als verboten erklärt hatte. In der Nacht gingen 
sie an die Arbeit, stahlen die Sänften und ließen nicht einmal 
die Nägel an der Wand in Ruhe, nahmen auch Mundvorrat weg 
und versaufen, was von dem schon vorher geraubten Wein noch 
übrig geblieben war. So erging es den Getreuen des Kaisers. 
Der Kaiser verließ die Burg am 4. Dezember1) unter dem 
Schutze Victorins, des Sohnes des Königs von Böhmen, der ihm 
auch ein Pferd beistellte, da alle kaiserlichen Pferde vom Holtzer 
abgefangen worden waren. In der Nacht vom 4. auf den 5. De¬ 
zember kam es zu einer dritten Plünderung:•) Nam Wolfgangus 
Holtzer et qui suarum partium erant, eadem nocte et per dies 
sequentes non cessarunt domos eorum civium, qui cum Caesare 
abscesserant, penitus expoliare et ea, quae antea intacta reliquerant, 
deportare. Als am folgenden Tage (5. Dezember) der Erzherzog 
sie zur Rechtfertigung nach Korneuburg berief, erklärten sie, sie 
täten das mit vollem Rechte, da der Kaiser noch nicht den Ver¬ 
trag unterzeichnet hätte. Am 26. Dezember 1462 endlich über¬ 
ließen die Wiener die kaiserliche Burg dem Erzherzog 
Albrecht. 
Erzherzog Albrecht, dem die Wiener Bürger am 26. De¬ 
zember 1462 den Treueid geschworen hatten, schrieb für den 
*) «Zw Grossen Kntzesdorff waren der Roetnisch und der kunig von Peh¬ 
men pei einander drei tag [bis zum 8. Dezember]. Darnach nam Urlaub der künig von 
dem kaiser und zach mit seinem volkh haem in sein land und der Römisch kaiser 
zach gen Pruck auff der Leita und darnach in die Newnstatt. Anon. bei Rauch, 98. 
2) Hinderbach I. c. 663. Ausdrücklich werden die begangenen Gewalt¬ 
tätigkeiten auf Wolfgang Holtzer und seinen Anhang zurückgeführt. 
- 
Das Jahr 1463.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.