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Karl Schalk.
Der 9. April 1463. Mißlingen
Für die Ereignisse des g. April') und der beiden folgenden
Tage liegen uns fünf Berichte vor, die ausführlichen des Ano¬
nymus, Rauch 102 und Beheims 102, dann die kürzeren des
Wolfgang von Steier, Pez 1. c., des Anonymus in der Hand¬
schrift der Hofbibliothek, Urk. Ausz. von Birk 1. c., und endlich
Anonymus und Ebendorffer.
«Desselben jars an dem heiligen
osterabent [9. April] des murgens
als umb achte pracht in die statt
Wienn der Holtzer 400 mann zu
rossen, der [deren] haubtman was
ein ritter genannt her Augustin.
Die riten in zw Stubentör und
körnen in den Hoff.
Do hielten sy
und in dem gemain volkh west
nyemant, wer die waren oder wie
die sach zügie.
Beheim und Ebendorffer.
Die von Grafenecker geschick¬
ten Bewaffneten1 2) «riten auff den sin
miteinander gen der stat hin. Und
da sy komm zu dem tar, da fundens
den Halczer dafor, bei ym so waren
giener purger wol 50 Wiener. Dise
hafflewt mussten in sweren, daz sy
niemen schedlichen wern an keinen
enden in der stat, daz ir kainer
| kaine menschen schat, es wer dann
sach, daz yemen weit wenden dis für
niemen. Dezgleichen sy hinwider
swurn; also furten sy sie dahin in
| dy stat in. Der Halczer diese haff-
leut nam mit disen bürgern allen-
sam und zach gen ainem plazz zu-
hant, der waz genant der Have.
Die volkh praht er daroffe. Dises
geschrei kam in dy stat, diser pavel
zusamentrat, wal 10.000 oder mer,
dy kamen verwapent daher auf
den Haf zu dem Holczer und
1) Es war zunächst geplant, die deutschen Söldner unter dem Kommando des
Ritters Augustin Oberheimer in der Stadt einzulassen . . . «Diese soldner solten
das Stubentor haben innengehabt mitsambt dem Holzere und seinen helferen. Der
solt spat sein geschehen, vor der metten, an dem osterabent [g. April]. Und
dyweil sie das innen hielten, so solt der Grafenecker und der Baumkircher,
Ungerbacher, Jhan von Teyntz körnen sein mit 2000 mannen tzu fuss und tzu
ross und mit 80 wagen.» Schreiben eines Unbekannten an Mattheus Sligk in
Karajan, Kleinere Quellen 20. Wie wir sehen werden, mißlang dieser Plan.
2) Dies die Auffassung Beheims; nach der oben S. 340 und hier, Anm. 1
gebrachten Mitteilung sollten wohl Grafenegger, Baumkirchner und die andern
erst später eingreifen; doch mag Grafenegger auch schon diesen Vorstoß ge¬
leitet haben, der dem Befehlshaber der entsendeten Abteilung, Augustin Tristram.
die Hinrichtung bringen sollte. (L.)