Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

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Karl Schalk. 
Flucht und Gefangennahme Holtzers. 9.—11. April. 
Anonymus Rauch 105: «Als des herzogen rett merkten, 
das das gemain volkh so gar erberleich getann hetten, 
erlaubten sy in sackmann ze machen in des purgermaister haws, 
und was ain yeder pegreiff, das trueg er von dann. Der purger¬ 
maister mit vil andern purgern, die körnen davon, ainer hin, der 
ander her. Als sich die sach und handlung nu all verleuf, kom 
wider der purgermaister selbachteter geriten an Stubentör, den 
man aber nit wolt inlassen. Darnach kom er auf den Kalle n- 
perg [Lf. U. 1455] und begert an den Aschpekhen und die 
soldner, die den innhaten, im damit ayd und gelübnis ze tun, 
des sy aber nicht tun wolten.»1) 
So meldet der Anonymus; der Quelle zufolge, die uns die 
oft erwähnte und in der dritten Spalte vorgeführte Handschrift 
Nr. 7596 der Wiener Hofbibliothek eröffnet — schon ziemlich 
gegen Ende des Berichtes — hatten die Wiener gar nicht die 
Erlaubnis der herzoglichen Räte abgewartet, um sich über Hol¬ 
zers Haus zu stürzen und es auszuplündern. Dabei verlautet 
allerdings etwas von einer Befreiung gewisser Anhänger des Her¬ 
zogs. Also haben wohl herzogliche Räte bei dieser Gelegenheit 
schon die Plünderung gestattet, die nur einem Teil des Pöbels 
zustatten kam, während das andere Volk noch mit der Bewälti¬ 
gung der 400 Reiter des Ritters Augustin beschäftigt war. 
Dieses Wirrsal nun benützten Holzer und noch einige andere 
zur Flucht, die sie jedoch, wie es scheint, bald gereute, und 
Holzer mag wohl der Hoffnung gewesen sein, über seine eigent¬ 
lichen Pläne den Herzog getäuscht zu haben, wie er auch ange¬ 
sichts des Todes seine Unschuld beteuerte. Jetzt aber hatte er 
sich durch sbine Flucht vollends verdächtig gemacht. Die ihm 
die Tore nicht öffneten, wollten ihm wohl. 
Holzers vergeblicher Versuch, nun bei der Besatzung des 
Kahlenberges — wir wissen bereits, dalJ damit der heutige Leo¬ 
poldsberg gemeint ist — Aufnahme zu finden, ist ein merkwürdi- 
I) Beheim, S. 254, V. i3 ff.: «Da nun der Halczer ersah, daz der anslag 
nit geroten waz und die hafleut gevangen warn, do hub er sich bald zu den 
tarn und flah auss diser enge hin zu dem Kalenperge, das waz ain gslazz und 
lag ain meiln von Wien, das gsloss hört auch zu dem land und lag unter 
des Halczers hand »
	        
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