Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

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Karl Schalk. 
,Herr, Ir must anders an.‘ Des erkom der purgermaister und 
sprach: ,Nu wais got wol, das ich eins solhen tods nicht ver¬ 
dient hab. Sol nü mein leib den vögeln zetail werden, das sey 
damit, wenn Got der Herr ist heut achtag [vor 8 lagen] an dem 
heiligen kreutz unschuldiklich gestorben, also wil ich heut auch 
durch seinen willen gern sterben.1 Und betzeugt vor meniklich, 
das er wolt sterben als ein frummer krist. Und alldieweil der 
züchtiger mit im umbgie und in nu aufgehackt hett untz an das 
hertz, do hueb er auf das haupt und schaut an sein gewaid 
| Eingeweide] und ruefft Unser Frawen an gar iniklich, untz im die 
seel schied von seinem mund. Und ward getailt in vier tail und 
die vier tail würden gehangen an sewln für di törr zu den lant- 
strassen. Danach macht man ein eisneine Stangen, di slueg man 
auf ain czinnen pei dem aussern tör bei Sand Nikla vor Stuben¬ 
tor in der vorstatt, da er das volkh eingefürt hett. Auf dieselb 
Stangen man setzt sein haubt zw ainem zaichen der verraterey.') 
Und also nam des Holtzer gewalt und reichtumb gar kürz- 
lichen ein end.» Eine weitere Quelle für die letzten Ereignisse 
im Leben Holtzers ist die schon öfter zitierte «Abschrifft eines 
zedel herrn Mathias Sligk zugesandt der verlauffung zu Wyenn».*) 
welcher dem dienet auff daz merst, 
den peinigt er daz allerserst. 
Also t.eten die Wiener 
irein hauptman und diner.» 
J) Wolfgang von Steier, Pez II, 455: «Decapitato prirno Augustino in 
Altoforo ducuntur reliqui ad Curiam, ubi situm est monasterium Car- 
melitarum. Wolfgangus vero Holczer, omnibus nunc capite plexis, in quatuor 
partes secatur partesque concisae foris ante civitaten stipitibus appenduntur. 
Caput videlicet cum una manu ante portam Stubarum, pes unus cum femore 
[Oberschenkel] ante portam Scotorum juxta iter Neunburgense, alter pes 
cum femore altero ante Rubeam turrim in amne inter pontes suspenditur.» 
2) Karajan, Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs, Wien 185g, 
S. 15—22; daraus das Zitat auf S. 346, Anm. 1. Wie Holtzer hatte der Zürcher 
Bürgermeister Waldmann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geendet; vgl. 
Schaffner, Geschichte der Schweizer Eidgenossenschaft. Das Schicksal Holtzers 
regte einen anonymen Dichter zu Ende des 18. Jahrhunderts an, einen zwei¬ 
bändigen Roman: Ulrich (!) Holtzer zu schreiben. Dr. von Radler dramati¬ 
sierte den Stoff zu Ende des 19. Jahrhunderts. Ob auch Nesper, der unter dem 
Pseudonym Dr. Falkner um die Mitte des Jahrhunderts literarische Stoffe der 
Wiener Geschichte behandelte — so in Bäuerles Theaterzeitung, Jahrgang 
1846, Nr. 235—248, die Zeit Konrad Vorlaufs unter dem Titel: «Die Vormünder» 
— auch unseren Stoff bearbeitete, ist dem Verfasser nicht bekannt. Die Schil¬ 
derung einer Vierteilung findet sich auch in Guerrazzis «Beatrice Cenci».
	        
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