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Karl Schalk.
,Herr, Ir must anders an.‘ Des erkom der purgermaister und
sprach: ,Nu wais got wol, das ich eins solhen tods nicht ver¬
dient hab. Sol nü mein leib den vögeln zetail werden, das sey
damit, wenn Got der Herr ist heut achtag [vor 8 lagen] an dem
heiligen kreutz unschuldiklich gestorben, also wil ich heut auch
durch seinen willen gern sterben.1 Und betzeugt vor meniklich,
das er wolt sterben als ein frummer krist. Und alldieweil der
züchtiger mit im umbgie und in nu aufgehackt hett untz an das
hertz, do hueb er auf das haupt und schaut an sein gewaid
| Eingeweide] und ruefft Unser Frawen an gar iniklich, untz im die
seel schied von seinem mund. Und ward getailt in vier tail und
die vier tail würden gehangen an sewln für di törr zu den lant-
strassen. Danach macht man ein eisneine Stangen, di slueg man
auf ain czinnen pei dem aussern tör bei Sand Nikla vor Stuben¬
tor in der vorstatt, da er das volkh eingefürt hett. Auf dieselb
Stangen man setzt sein haubt zw ainem zaichen der verraterey.')
Und also nam des Holtzer gewalt und reichtumb gar kürz-
lichen ein end.» Eine weitere Quelle für die letzten Ereignisse
im Leben Holtzers ist die schon öfter zitierte «Abschrifft eines
zedel herrn Mathias Sligk zugesandt der verlauffung zu Wyenn».*)
welcher dem dienet auff daz merst,
den peinigt er daz allerserst.
Also t.eten die Wiener
irein hauptman und diner.»
J) Wolfgang von Steier, Pez II, 455: «Decapitato prirno Augustino in
Altoforo ducuntur reliqui ad Curiam, ubi situm est monasterium Car-
melitarum. Wolfgangus vero Holczer, omnibus nunc capite plexis, in quatuor
partes secatur partesque concisae foris ante civitaten stipitibus appenduntur.
Caput videlicet cum una manu ante portam Stubarum, pes unus cum femore
[Oberschenkel] ante portam Scotorum juxta iter Neunburgense, alter pes
cum femore altero ante Rubeam turrim in amne inter pontes suspenditur.»
2) Karajan, Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs, Wien 185g,
S. 15—22; daraus das Zitat auf S. 346, Anm. 1. Wie Holtzer hatte der Zürcher
Bürgermeister Waldmann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geendet; vgl.
Schaffner, Geschichte der Schweizer Eidgenossenschaft. Das Schicksal Holtzers
regte einen anonymen Dichter zu Ende des 18. Jahrhunderts an, einen zwei¬
bändigen Roman: Ulrich (!) Holtzer zu schreiben. Dr. von Radler dramati¬
sierte den Stoff zu Ende des 19. Jahrhunderts. Ob auch Nesper, der unter dem
Pseudonym Dr. Falkner um die Mitte des Jahrhunderts literarische Stoffe der
Wiener Geschichte behandelte — so in Bäuerles Theaterzeitung, Jahrgang
1846, Nr. 235—248, die Zeit Konrad Vorlaufs unter dem Titel: «Die Vormünder»
— auch unseren Stoff bearbeitete, ist dem Verfasser nicht bekannt. Die Schil¬
derung einer Vierteilung findet sich auch in Guerrazzis «Beatrice Cenci».