fschluß.
Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen zusammen.
In Hinsicht der staatspolitischen Frage erkennen wir die
Gründe zum Aufstande der Wiener') in der durch den Mangel
an Lebensmitteln erzeugten Not, ’ der Unmöglichkeit des Betrie¬
bes von Weinbau, als der Hauptnahrungsquelle der Bevölkerung,
ferner des Absatzes von gewerblichen Produkten und Wein infolge
der Hemmung des Außenhandels durch Unbenützbarkeit und Ver¬
legung der Haupthandelsstraßert in unausgesetzt fortdauernden
Groß- und Kleinkriegen — nach dem Norden: Mähren und Böh¬
men, — nach dem Osten: Ungarn, — Süden: Triest und Vene¬
dig, — und Westen: Oberösterreich und Bayern. Die Ursache zu
großen Kriegen lag in den Jahren nach dem Tode K. Albrechts II.
i .p3g darin, daß er keinen volljährigen Thronerben hinterließj ja
schlimmer: einen gar erst zu erhoffenden — für drei, damals ganz
getrennte Herrschaftsgebiete: die österreichischen Stammlande,
Böhmen und Mähren, und Ungarn, letztere beide noch dazu Wahl¬
königreiche. Alle drei Gebiete wollten den erwarteten, endlich
geborenen Ladislaus in ihrer Mitte aufziehen lassen. Daß der
Habsburger Friedrich, der zumeist in Wiener-Neustadt residierte,
die Vormundschaft über den Prinzen für sich zu gewinnen wußte,
hatte für Niederösterreich und Wien die üble Folge, daß das
Land und die Stadt Wien bei den Befreiungsversuchen des Prinzen
durch die Böhmen und Ungarn stets in Mitleidenschaft gezogen
wurden. Verhängnisvoll für Land und Stadt wurde es dann in der
Folge, daß der Kaiser den zwölfjährigen Prinzen im Jahre 1452
dem Grafen Ulrich von Cillia) und dem Herrn Ulrich Eytzin-
1) Eine kurze, aber ungemein treffende Bemerkung, warum dem Kaiser ab¬
gesagt wurde und der Krieg gegen ihn begann, macht Hinderbach (An. Vind.
II, 60g): «Inopia rei familiaris, colleetionum gravamina ac guerrarutn intolerantia.»
2) Graf Ulrich von Cilli wurde am 9. November 1456 in Belgrad
ermordet; Chronik der edlen Grafen von Cilli in Collectio monumentorum,
herausgegeben von Hahn, II, 715. Eine Charakteristik seiner Persönlichkeit von
Aeneas Silvius in An. Vind. II, 2i3ff.; Selbstbiographie des Andreas von
Eapiz, Burggrafen von Steier in Collect. Geneal. von Wurmbrandt, vgl. Caesar,
Amt. ducum Stiriae III, 455. Die Trümmer des hochgelegenen alten Schlosses