Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440—1463. 
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geiz zur höchsten Macht, aber weder den persönlichen Mut, noch 
die Willenskraft, sie im Interesse der von ihm Beherrschten aus¬ 
zuüben, ") — mehr noch, unter dem Scheine der Milde und Güte 
barg sein Wesen Hinterlist und Grausamkeit. Man braucht sich 
nur an das traurige Schicksal zu erinnern, daß er seinem zwei¬ 
maligen Retter von Leben und Krone, dem steirischen Ritter 
Andreas Paumkircher bereitete, mag auch dieser selbst gerade 
nicht viel über der Moral seiner Zeit gestanden sein.2) 
Bald nach dem Tode Albrechts begab sich Friedrich nach 
Wien und kam bis zum Heiligengeistspital, also vom Süden 
her, betrat aber die Stadt nicht. Der erste Landtag nach Albrechts 
I ode trat in Perchtoldsdorf ’) zusammen, er war von den vier Stän¬ 
den des Landes beschickt und beide fürstlichen Brüder waren 
anwesend. Hier einigte man sich über einige Punkte, wie das 
Land, im Falle die Königinwitwe einen Sohn gebären würde, 
zu regierein sei, und machte darüber Brief und Siegel. Nichts¬ 
destoweniger aber «begannen seit jenem Tage unverbesserliche 
*) Ebendorffer charakterisiert die Untätigkeit Friedrichs gegenüber den 
anarchischen Zuständen im Lande (Pez II, 861): «Neque fuit, qui clamores et gemitus 
iniserorum corde perciperet et solamen adhiberet: his reverentibus, regi Fride- 
rico (qui biennio Viepnam non viderat, sed in Civitate Nova stabat) id ut regis 
Ladisiai tutori negotium delegari, quia et ipse omnes proventus 
patriae sibi imbursat, hinc est, ut protegat: aliis e regione dicentibus, 
ad barones, nobiles et communitatem patriae, quorum villae vastantur, hoc per- 
tinere negotium. Utrinque ergo dicentibus: Fiat, fiat; sic usque ad triennii cursum 
ferme misera quassata est patria . . . Quid namque restabat habere duces et ob 
latronum insultum hostiatim mendicare stipem (wie Opfer Geld erbetteln zu 
müssen), nunquam quoque reclinare caput ad quietem?» 
2) Die hochfliegenden Pläne Kaiser Friedrichs III., die sich in seinem von 
ihm selbst als: «Als erdreich ist Osterrich underthan» ausgelegten Wahlspruch 
A. F. I. O.V. (siehe sein Tagebuch, Chmel, Gesch. K. Friedrichs IV., I, 577) 
ausdriicken, wobei Osterrich als Haus Österreich im Sinne von Haus Habsburg 
aufzufassen ist, standen oft im grellsten Widerspruche zu den Nöten und Kleinlich¬ 
keiten des Lebens, in welchen er sich oft genug befand. Erst sein Urenkel 
Karl V., dessen Wahlspruch das stolze: «Plus ultra» war, konnte vorübergehend 
■ ■ine Weltmacht, ein Imperium in unserem heutigen Sinne begründen. 'Trefflich 
kennzeichnet Charaktere wie Friedrich III. Madame Riccoboni «Les personnes 
s.ins energie laissent aller les choses comme elles vont, esperant toujours, que 
tout ira bien», Magasin pittoresque IV (i836), i63. 
3) Ebendorffer (Pez II, 858). Die Stände beklagen sich am Wiener 
Landtage vom 3o. November 1440, daß im Lande «solich merklich rauberey und 
angriff» herrsche, «die vor bey unsern Zeiten nie erhört sein»; in An Vind II 
856, Nr. IX. 
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