Zur Einführung'.
o
«... wann es sind all deutsch
knecht, den wol zu vertrauen
ist.»
E)iese in der «Historia annorum 1454—1467» der Anonymus-
Ausgabe von Rauch auf Seite 100 ff. zu lesende Stelle aus des
Wiener Bürgermeisters Wolfgang Holtzer Karfreitagsrede 1463')
hat mir der Verfasser selbst als Stichwort empfohlen, als ich ihm
meine Absicht mitteilte, seiner stattlichen Veröffentlichung einige
Worte «zur Einführung» mit auf den Weg zu geben. Er allerdings
hatte dabei die erschütternden Ereignisse vor Augen, die schon
zu Anfang September dieses laufenden Jahres den traurigen
Novemberausgang ankündigten, und wünschte sie auf Österreich
bezogen zu sehen. Ich jedoch möchte jene Worte ebensosehr auf
unser beider Stellung im Dienste der Geschichtswissenschaft an¬
wenden, welche entgegen den verschiedensten Versuchen von
Stimmungsmache, denen sich so manche Feder hingibt, als erstes
Gebot aufstellt, daß uns «wol zu vertrauen» sei.
In diesem Sinne sei mir verstattet, noch bevor der Verfasser
zu Wort kommt, als derzeitiger Herausgeber der Abhandlungen,
in nur wenigen Zügen die Leitgedanken darzulegen, welche
mich bestimmt haben, von meiner gleich anfangs eingenommenen
günstigen Stellung nicht abzugehen und für Drucklegung einzu¬
treten. Was bei der Gegenseite Widerspruch erregte, war ein¬
mal die allerdings nur im Manuskript hervortretende Unübersicht¬
lichkeit des zur Veröffentlichung angebotenen Werkes, über welche
ganz gewiß, wenn sie der Arbeit selbst anhaften würde auch
die Freiwilligkeit und Unentgeltlichkeit des Anerbietens unter
keinen Umständen hinwegtäuschen dürfte. Anderseits war —
das mußte auch die Gegenseite anerkennen — Schalks Leistungs¬
fähigkeit auf geschichtlichem, zumeist kulturgeschichtlichem Gebiete
r) Siehe im Text S. 340 ff.