Full text: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463

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Karl Schalk. 
an der Grenze zwischen Ungarn und Böhmen, in einer Gegend lag, 
die vom Volke «An der March» genannt wird. Hier ist das Land 
ringsherum bis Wien üppig und gut und der Boden fett, von der 
größten Fruchtbarkeit an Getreide, Wein und Safran, aber arm 
an Häusern und Gebäuden wegen der in früheren Zeiten durch 
Böhmen und Hussiten verübten alten Kriege und Verwüstungen. 
Denn seit 50 Jahren herrschte bis in die laufende Zeit kein sicherer 
Friede und es verging kein Jahr ohne Einbruch der Feinde mit 
Raub und Brand. Jener nichtswürdige Räuber und ungerechte 
Verwüster und Unterdrücker der armen Leute, der obgenannte 
Pangracz, nahm täglich an Spießgesellen zu und wurde immer 
größer, da er ein Gebiet von mehr als 11.000 Meilen der Länge 
und Breite nach besaß, welches er an fahrender Habe ausplünderte; 
mit seinen Anhängern aber gewann er eine solche Macht, daß er 
als Gerichts- und Lehensherr auftreten konnte, indem er alle 
zwang, ihm den Treueid zu schwören und ihm nicht etwa bloß 
einmal, sondern viermal im Jahre Zins zu zahlen. Er ließ über 
seine Einkünfte und Gerichtsbarkeiten Register anlegen und 
zwang nicht nur Arme (bäuerliche Untertanen), ihm Huldigung 
und Treue zu schwören, sondern auch Edle, die auf Schlössern 
oder in Städten wohnten.') Dies war für all die Zeit, da Öster¬ 
reich Fürsten hatte, etwas Unerhörtes. Die Gewaltherrschaft die¬ 
ser Räuber (ribaldorum) dauerte so etwa 7 Jahre (1454J.2) — 
Endlich aber entschloß man sich doch, energischer gegen diesen 
Räuberkönig aufzutreten, und die Kremser Landtage-’) der Jahre 
1448 und 1449 beschäftigen sich fast ausschließlich mit den 
gegen ihn zu ergreifenden Maßregeln. 
Die Wiener liehen 3ooo «guidein Unger und ducaten zu des 
landes merklichen nötdürften auf ettlich soldner wider Pangrcczen 
von Galicz und sein helfer», wofür ihnen König Friedrich am 
15. Februar 14484) die «gewöndlich schaczstewr, so [sie] jerlich 
phlichtig sind ze raichen und darzü» des Königs «teil aller niicz 
und rent, die von der Tunawbrugken hie zu Wienn gevallent, in 
ains rechten werenden pfands weis» versetzte und verschrieb. 
Erinnert an den «König von Montenegro». 
2) Bis zum Auftreten Ledwenkos in diesen Gegenden. 
3) In Krems fanden die Landtage wohl im Kloster der Prediger statt. Ab¬ 
bildung der Dominikanerkirche (heute Stadttheater) in Reischl, Die Stiftherren, 48. 
4) QGStW I/7, 269, Nr. 15207.
	        
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