VORWORT DES BEARBEITERS
Mit dem Schlagwortkatalog, der auf Anordnung der Generaldirektion mit 1. Jänner 1923
begonnen wurde und der, von wenigen, ganz selbstverständlichen Ausnahmen abgesehen, alle
von diesem Zeitpunkt an der Nationalbibliothek zuwachsende Literatur sachlich verzeichnet,
hat die Nationalbibliothek die besten Erfahrungen gemacht. War an ihm ein Mangel zu rügen,
so war es immer wieder der, daß er nur eben die jüngsten, nicht aber alle Bestände umfaßte.
Dem wurde auf mannigfache Weise abzuhelfen versucht. Zunächst ging man daran, rein
mechanisch Artikel des alphabetischen Autorenkataloges, die beim Signieren erfahrungsgemäß
Schwierigkeiten bereiten, wie »Abhandlungen«, »Bericht«, »Jahresbericht« u. ä., im Schlag¬
wortkatalog aufzuarbeiten. Dann erschien Hans Schleimers höchst verdienstliche »Schlag¬
wortmäßige Katalogisierung der mathematischen Literatur. Leipzig 1926«, ein Versuch, der
die begrüßenswerte Absicht verfolgt, Einheit in die Führung von Schlagwortkatalogen auf
einem Gebiete zu bringen, für das sich nicht an jeder Bibliothek ein Fachmann findet. Es
lag nahe, dieses Unternehmen nach verschiedenen Richtungen und Wissenschaftsgebieten hin
auszubauen.
Der Unterzeichnete erklärte sich als derzeitiger Leiter des Kataloges und Fachreferent
bereit, für deutsche Sprache und Literatur etwas Ähnliches zu leisten, machte jedoch den Gegen¬
vorschlag, statt eines Schlagwortregisters, das zudem für das in Frage stehende Gebiet keinerlei
Probleme zu lösen aufgab, da ja der Hauptbestand der hieher gehörigen Literatur eindeutig
umgrenzten monographischen oder biographischen Charakter hat, gleich den Schlagwortkatalog
dieser Bestände selbst in Druck zu legen, ein Vorschlag, der die Billigung und weitestgehende
Unterstützung der Generaldirektion erfuhr. Das Resultat der damit verbundenen systematischen
Durchforschung des Nominalkataloges und der Verarbeitung der in Frage stehenden Literatur
für den Schlagwortkatalog stellt der vorliegende Katalog dar. Die Bestimmung der Schlag¬
wörter erfolgte nach den »Vorschriften für den Schlagwortkatalog der Nationalbibliothek in
Wien mit einer Einleitung von Franz Koch, herausgegeben von der Direktion. Wien. 1924.«
Das Prinzip alphabetischer sachlicher Verzeichnung ist dem Benutzer des Kataloges wohl
ohne weiteres verständlich, und es genügt, darauf hinzuweisen, daß die Ordnung innerhalb eines
Schlagwortes oder Unterschlagwortes chronologisch (bei gleicher Erscheinungszeit alphabetisch)
ist, die jeweils jüngste Literatur über ein Thema also immer zuletzt verzeichnet erscheint.
Durch die Beschränkung auf ein bestimmtes Fachgebiet ergaben sich von selbst wesentliche
Vereinfachungen in der Unterteilung der Schlagwörter. Vielfach wurden, wie aus den ent¬
sprechenden Verweisen ersichtlich ist, aus Gründen leichterer Übersichtlichkeit und Benütz¬
barkeit des Kataloges, sowie um allzu häufigen Typenwechsel zu vermeiden, Unterschlag¬
wörter zu Hauptschlagwörtem gemacht.
Schwieriger war die Frage der Abgrenzung in vielen Fällen zu entscheiden. Artikel
wie Ibsen, Strindberg, Nietzsche, Luther wurden als Erscheinungen, die von der Geschichte
deutscher Literatur nicht mehr zu trennen sind, mit ihren ganzen Beständen an Literatur
aufgenommen, »Ästhetik« aber beispielsweise nur soweit berücksichtigt, als sie sich auf
Literaturgeschichte bezieht. Im übrigen wurde mit Rücksicht auf die moderne Erweiterung
des Begriffes »Literaturgeschichte« zu dem der »Geistesgeschichte« eher eine weitere als zu
enge Grenze gezogen. Textausgaben, auch solche wissenschaftlicher und kritischer Natur,
wurden von einzelnen wenigen Fällen, die sich von selbst rechtfertigen, nicht aufgenommen,
desgleichen Arbeiten, die nicht selbständig erschienen sind, also etwa Akademieschriften,
Zeitschriftenaufsätze usw., wiederum von einzelnen, immer wieder zitierten und verlangten
Fällen abgesehen.
Stichtag, bis zu welchem alle in der Nationalbibliothek vorhandene Literatur aus dem
Gebiete der deutschen Sprach- und Literaturgeschichte verzeichnet sind, ist der 30. September 1928.
Franz Koch